Ziel in Sicht: Die Raumsonde Rosetta hat Bilder übermittelt, auf denen erste Aktivitäten ihres Zielkometen erkennbar sind. Die Sonde soll den Kometen Churyumov-Gerasimenko im August erreichen und ihn auf seinem Flug um die Sonne untersuchen. Die ersten Bilder sind vielversprechend: Der Komet wacht auf.
Die Raumsonde Rosetta hat nach dem erfolgreichen Weckruf und dem Test ihrer elf wissenschaftlichen Instrumente erste Bilder vom Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko geliefert. Rosetta ist noch etwa zwei Millionen Kilometer von ihrem Ziel entfernt. Mit ihrem Kamerasystem OSIRIS hat Rosetta bereits Ende April eine wachsende Staubhülle um den Kern des Kometen aufgenommen.
Ziel sieht aus wie ein echter Komet
Diese sogenannte Koma ist typisch für Kometen, wenn sich die Brocken aus Eis und Gestein der Sonne nähern. Dabei verdampfen leichtflüchtige Gase von ihrer Oberfläche und reißen Fontänen aus winzigen Staubteilchen mit sich. Gase und Staub bleiben durch die Schwerkraft zum Teil an den Kometenkern gebunden und speisen die Koma, die Atmosphäre des Kometen. Die Spur, die der Komet dabei hinter sich her zieht, sowie vom Sonnenwind fortgeblasenes Material, sorgen für den typischen Schweif.
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Auf den neuen Bildern ist die Staubhülle von Churyumov-Gerasimenko in Form von blassen Strukturen um den Kometenkern erkennbar. Sie reicht etwa 1300 Kilometer ins All. „67P fängt nun an auszusehen wie ein echter Komet“, kommentiert Holger Sierks vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS), Leiter des OSIRIS-Teams.
Noch 600 Millionen Kilometer zur Sonne
Noch trennen den Schweifstern 67P/Churyumov-Gerasimenko mehr als 600 Millionen Kilometer von der Sonne. Das entspricht mehr als dem Vierfachen des Abstandes zwischen Erde und Sonne. Dass der Komet schon früh beginnt aktiv zu werden, bietet Forschern die Gelegenheit, Staubentwicklung und Strukturen innerhalb der Koma bereits in einer frühen Missionsphase zu untersuchen. „Es ist schwer zu glauben, dass Rosetta schon in wenigen Monaten in diese Staubwolke eintauchen und sich dem Ursprung der Kometenaktivität nähern wird“, so Sierks.
Durch die Rotation des Kometen um seine eigene Achse ändert sich seine Helligkeit periodisch, wie ebenfalls auf den Bildern erkennbar ist. Daraus hat das OSIRIS-Team berechnet, wie lange der Komet für eine Umdrehung um die eigene Achse benötigt. Mit 12,4 Stunden ist diese Zeitspanne etwa 20 Minuten kürzer als bisher angenommen.
Vorbereiten auf die Landung
„Die genaue Kenntnis der Rotationsperiode des Kometen ist von äußerster Wichtigkeit“, betont Kometenforscher Stefano Mottola vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Je früher die Wissenschaftler solche Details kennen, um so besser können sie die Sonden auf das Rendezvous mit dem Kometen vorbereiten. Rosetta soll im August in eine Umlaufbahn um den etwa vier Kilometer großen Kometenkern einschwenken. Planmäßig wird dann im November die Landeeinheit Philae auf dessen Oberfläche aufsetzen.
Rosetta wird damit die erste Mission in der Geschichte sein, die einen Kometen anfliegt, ihn auf seinem Weg um die Sonne begleitet und eine Landeeinheit auf seiner Oberfläche absetzt. Während der Komet sich immer weiter der Sonne nähert, werden beide Sonden untersuchen, wie sich dessen Atmosphäre aus Gas und Staub entwickelt. Dass Churyumov-Gerasimenko bereits jetzt so aktiv ist, lässt auf zahlreiche neue Erkenntnisse hoffen.
(Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung, 16.05.2014 – AKR)