Umwelt

Giftige Chemikalien in WM-Artikeln

Greenpeace findet Schadstoffe in Marken-Fußballschuhen, Handschuhen und dem WM-Ball

Fußballschuhe der WM-Kollektion von Adidas - stark belastet © Falk Heller / Greenpeace

Giftige Fußball-WM: Sportartikel zur WM enthalten eine breite Palette gefährlicher Chemikalien, darunter hormonähnliche Substanzen und krebserregende Stoffe. Das zeigt ein Test im Auftrag der Umweltschutz-Organisation Greenpeace. Unabhängige Labore fanden in Fußballschuhen und Handschuhen aller drei untersuchten Marken – Adidas, Nike und Puma – Schadstoffe. Adidas-Schuhe und Handschuhe überschritten dabei firmeneigene Grenzwerte sogar um das 14-fache.

Für Sportartikel-Hersteller ist die Fußball-WM das ganz große Geschäft. Passend zum Ereignis geben Nike, Puma und Adidas neue Trikots, Fußballschuhe und Handschuhe im WM-Look heraus. Auch der offizielle WM-Ball „Brazuca“ ist für Fans erhältlich. Aus Anlass dessen hat Greenpeace 33 Produkte getestet, die im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft verkauft werden.

Sie ließen Fußballschuhe, Torwart-Handschuhe und den Ball von Forschern in unabhängigen Laboren testen. Geprüft wurde dabei insbesondere auf Schadstoffe wie perfluorierte Chemikalien (PFC), Nonylphenolethoxylate (NPE), Phthalate und Dimethylformamid (DMF). Einige dieser Stoffe stören das Hormonsystem, schädigen die Fruchtbarkeit oder können das Tumorwachstum fördern.

Schadstoffe in allen getesteten Artikeln

Das Ergebnis ist alles andere als begeisternd: 17 von 21 Fußballschuhen enthielten ionische perfluorierte Chemikalien, darunter auch die als krebserregend geltende Perfluoroctansäure (PFOA). PFOA kann das Immunsystem oder das Fortpflanzungssystem schädigen oder zu Erkrankungen der Schilddrüse führen. Der Adidas „Predator“-Schuh enthielt mit 14,5 Mikrogramm pro Quadratmeter die höchste Menge PFOA. Dies übersteigt selbst den von Adidas gesetzten firmeneigenen Grenzwert um das 14-fache. Der Nike „Tiempo“-Schuh lieg mit 5,9 Mikrogramm PFOA pro Quadratmeter an zweiter Stelle.

Zwei von vier Torwarthandschuhen enthielten ebenfalls ionische PFC. Der Adidas „Predator“-Handschuh lag mit 2 Mikrogramm PFOA pro Quadratmeter ebenfalls über den Adidas-eigenen Grenzwerten. Erst vor kurzem hatten Tests auch in Kinder- und Outdoor-Kleidung erhöhte PFOA-Werte nachgewiesen.

Dimethylformamid fanden die Tester in allen 21 Fußballschuhen. Diese Substanz wird als Lösungsmittel in der Schuhproduktion eingesetzt, gilt aber als fortpflanzungsgefährdend und gesundheitsschädlich bei Hautkontakt. In 16 von 21 Fußballschuhen und zwei von vier Handschuhen wurden zudem Nonylphenolethoxylate gefunden. Diese Chemikalie baut sich in der Umwelt zu Nonylphenol ab, das hormonell aktiv und giftig für Wasserorganismen ist. Auch der offizielle WM-Ball „Brazuca“ enthielt diesen Schadstoff.

Schäden für Umwelt und Mensch vor allem bei der Herstellung

Das Tragen der Kleidungsstücke schädigt zwar nicht unmittelbar die Gesundheit, wie die Experten betonen. Aber die Chemikalien gelangen von den Produkten und den Fabriken in Umwelt und Nahrungskette. In dem Herstellungsland China sind zwei Drittel der Gewässer mit umwelt- und gesundheitsschädlichen Chemikalien verunreinigt.

„Adidas erwartet Rekordumsätze von zwei Milliarden Euro mit WM-Produkten“, sagt Manfred Santen, Chemie-Experte von Greenpeace. „Was die Firma den Fans nicht sagt: Viele Schuhe und Handschuhe sind noch immer mit gesundheitsschädlichen Chemikalien belastet. Sie vergiften die Gewässer in den Produktionsländern. Es ist Zeit für eine rote Karte für Adidas – die Firma muss jetzt handeln.“

Mit der Detox-Kampagne hat Greenpeace bereits 20 Marken überzeugt, bis zum Jahr 2020 giftfrei zu produzieren, darunter auch Adidas, Nike und Puma. Doch Greenpeace-Untersuchungen zeigen immer wieder, dass Adidas und Nike sich hinter Papierversprechen des Branchenverbandes „Zero Discharge of Hazardous Chemicals Group“ (ZDHC) verstecken. Gleichzeitig haben Firmen wie H&M oder Mango bereits mit der Entgiftung begonnen. „Im Namen der Fans und der betroffenen Menschen fordern wir Adidas und Nike auf, einen genauen PFC-Ausstiegsplan festzulegen sowie alle gefährlichen Chemikalien offenzulegen“, sagt Santen.

(Greenpeace, 20.05.2014 – NPO)

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