Unfruchtbar durch Haschisch-Rauchen: Junge Männer, die planen eine Familie zu gründen, sollten besser auf den Joint verzichten. Denn eine Studie zeigt, dass Cannabis-Genuss die Spermien kleiner macht und zu mehr Fehlbildungen führt. Aber auch die Sommerhitze beeinflusst die Qualität des Ejakulats negativ. Weniger Einfluss scheint dagegen zu enge Unterwäsche, Alkohol und Rauchen zu haben – zumindest auf die äußere Fitness der Spermien.
Ein Spermium hat es nicht leicht, an sein Ziel zu kommen: Es muss das chemisch eher unbekömmliche Milieu der Scheide überwinden, den langen Weg durch Gebärmutter und Eileiter durchschwimmen, um dann endlich die Eizelle zu treffen – und das möglichst als erster. Bisherige Beobachtungen deuten denn auch darauf hin, dass nur Spermien mit einer gewissen Größe und ohne Verformungen diesen Weg erfolgreich zurücklegen können.
„Unser Wissen darüber, welche Faktoren die Größe und Form der Spermien beeinflussen, ist aber bisher sehr begrenzt“, erklärt Allan Pacey von der University of Sheffield. In der bisher größten Studie ihrer Art haben Pacey und seine Kollegen diese Frage bei 2.249 Männern genauer untersucht. Diese hatten sich als Samenspender in 14 großen Reproduktionskliniken in Großbritannien gemeldet und eine Spermienprobe abgegeben. Für die Studie wurden sie zudem medizinisch untersucht und nach ihrer Lebensweise, Ernährung und Krankheitsgeschichte befragt.
Cannabis und Sommerhitze senken Fruchtbarkeit
Bei der Untersuchung der Spermien kristallisierten sich zwei Faktoren heraus, die die Spermienqualität besonders stark zu beeinflussen scheinen: Die Männer, die in den drei Monaten vor der Samenspende Cannabis geraucht hatten, hatten überdurchschnittlich oft weniger als vier Prozent gesunde, ausreichend große Spermien. „Cannabis-Nutzer wären daher gut beraten, wenn sie mit der Droge aufhören, bevor sie planen, eine Familie zu gründen“, sagt Pacey.
Aber auch der Sommer scheint eine schlechte Zeit für die Fortpflanzung zu sein: Spermienproben aus den Sommermonaten waren doppelt so oft von schlechter Qualität wie die aus dem Winter, wie die Forscher berichten. Es ist schon länger bekannt, dass die Spermienproduktion in den männlichen Hoden durch zu viel Wärme negativ beeinflusst wird. „Zudem wissen wir aus früheren Untersuchungen, dass auch Männer, die Farbverdünnern oder Blei ausgesetzt sind, oft kleinere, fehlgebildete Spermien haben“, sagt Nicola Cherry von der University of Alberta
Kein messbarer Einfluss von Unterwäsche, Alkohol und Rauchen
Keinen Zusammenhang zur Spermiengröße und -form fanden die Wissenschaftler dagegen beim Body-Mass-Index, dem Rauchen, dem Alkoholkonsum, der Art der Unterwäsche oder einer früheren Mumps-Erkrankung. Allerdings betonen die Forscher, dass sie in dieser Studie nur die äußeren Merkmale der Spermien untersucht haben. Es sei dennoch durchaus möglich, dass diese Faktoren die Spermien in anderer Weise schädigen, beispielsweise in Bezug auf die DNA-Qualität im Spermienkopf. (Human Reproduction, 2014; doi: 10.1093/humrep/deu116)
(University of Sheffield, 06.06.2014 – NPO)