Dick, aber gesund: Forscher haben herausgefunden, warum manche Übergewichtige trotz ihrer überschüssigen Pfunde kerngesund bleiben. Ein bestimmtes Enzym ist schuld. Hat ein Mensch besonders wenig davon in den Zellen, steigt sein Risiko für Diabetes und Co trotz Übergewicht nicht an. Dieser neu entdeckte Zusammenhang könnte helfen, neue Therapien zu entwickeln, wie die Forscher im Fachjournal „Cell“ berichten.
Mehr als zwei Milliarden Menschen weltweit sind stark übergewichtig. Bei drei von vier Betroffenen entstehen Folgeerkrankungen wie Diabetes vom Typ 2, Herzinfarkt und Krebs. Allerdings sind diese oft tödlichen Folgen offenbar nicht zwingend: Ein Viertel aller Übergewichtigen ist trotz der Pfunde kerngesund, von Stoffwechselstörungen oder Diabetes keine Spur.
Überwältigender Zusammenhang
Eine mögliche Ursache dafür haben Wissenschaftler um Harald Esterbauer von der Medizinischen Universität Wien herausgefunden. Demnach ist ein einzelnes Enzym offenbar dafür verantwortlich, ob Übergewicht krank macht oder nicht: die Hämoxygenase-1 (HO-1). „Die Art der Folgeerkrankungen und deren Schwere scheint maßgeblich vom Enzym HO-1 abzuhängen“, sagt Koautor Andrew Pospisilik vom Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik in Freiburg.
Nachgewiesen haben die Forscher diesen Zusammenhang an Gewebeproben übergewichtiger Menschen. Diese zeigten deutlich: Personen mit niedrigen HO-1-Werten entwickeln sehr selten Folgeerkrankungen, während solche mit hohen Werten sehr oft davon betroffen sind. „Der Zusammenhang zwischen HO-1-Werten und dem Gesundheitszustand der Patienten war überwältigend“, erklärt Esterbauer. „Weder Gewicht, Fettanteil oder die Menge an ungesundem Bauchfett waren aussagekräftiger. Das deutet sehr stark darauf hin, dass HO-1 direkt in der Schnittstelle zwischen Übergewicht und Folgeerkrankungen wirkt.“