Rotierende Todesfallen: Windräder sind nicht nur eine tödliche Gefahr für Fledermäuse, sie locken sie sogar regelrecht an. Dabei sterben nicht nur Fledermäuse aus der nahen Umgebung, sondern auch viele, die auf dem Weg in ihre Winterquartiere sind und von weither kommen. Das belegt nun eine Studie deutscher Biologen. Besonders fatal: Die meisten Toten sind Weibchen und Jungtiere und damit diejenigen, die für den Erhalt der Art wichtig sind.
Windräder liefern sauberen Strom und sind wichtig für die Energiewende. Aber auch sie haben Schattenseiten. Eine davon: Für viele Vögel und Fledermäuse sind die Rotorblätter eine tödliche Gefahr. Werden die Anlagen nicht währender Nacht abgeschaltet – der Zeit, in der die Fledermäuse am aktivsten sind, dann könnten jedes Jahr schätzungsweise 300.000 Fledermäuse an Windkraftanlagen in Deutschland verunglücken, wie Linn Lehnert vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) und ihre Kollegen berichten.
Für ihre Studie untersuchten die Biologen Todesfälle von Großen Abendseglern (Nyctalus noctula), einer wandernden Fledermausart an Windanalgen. Diese Fledermäuse gehören zu den häufigsten Opfern der in Norddeutschland installierten Windparks. Um deren Herkunft zu bestimmen, analysierten die Forscher das Verhältnis von schwerem zu leichtem Wasserstoff im Keratin der Haare. Beide Wasserstoffformen werden über das Wasser aufgenommen und im Haar konserviert. Weil ihr Verhältnis mit Umgebungstemperatur und Breitengrad schwankt, verrät es, woher ein Tier stammt.
Ein Viertel der Toten war nur auf der Durchreise
Wie sich zeigte, stammte mehr als ein Viertel der Fledermäuse nicht aus der näheren Umgebung der Windanlagen. Stattdessen handelte es sich um Tiere, die auf dem Weg in ihr Winterquartier in Deutschland oder im südwestlichen Europa waren. Sie kamen aus dem nordöstlichen Verbreitungsgebiet, das sich vom Baltikum über Russland und Weißrussland bis nach Polen erstreckt. Deutschland liegt genau auf der Zugroute dieser Fledermäuse, wenn sie zum Überwintern in wärmere Gebiete ziehen, so zum Beispiel nach Deutschland, oder weiter in die Schweiz oder nach Südfrankreich.