Intelligent, aber mit Datenschutz: Intelligente Stromzähler geben bisher viel über die Endnutzer preis. Ein deutscher Informatiker hat nun ein System entwickelt, wie sich trotz der Smart Meter die Privatsphäre besser schützen lässt. Sie könnte leicht in bestehende System integriert werden.
Intelligente Stromzähler übermitteln – zum Beispiel über das Internet – Daten zum aktuellen Stromverbrauch. So erfährt der Stromanbieter zeitnah, wann Strom in welchem Umfang gebraucht wird und kann seine Produktion an den Bedarf anpassen. Als Informationsquelle innerhalb des intelligenten Stromnetzes, des Smart Grid, haben die intelligenten Messgeräte damit einen großen Nutzen für Versorgungssicherheit und Energieeffizienz.
Unerwünschte Einblicke in das Privatleben
Aber das System hat auch eine Schattenseite: Das regelmäßige Auslesen gibt auch Einblicke in das Alltagsleben innerhalb des Haushalts und Rückschlüsse auf private Informationen. „Damit Smart Metering als Werkzeug für die Realisierung des Smart Grids bedenkenlos eingesetzt werden kann, ist der Schutz der Privatsphäre unabdingbar“, betont der Informatiker Sören Finster vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Dies beinhalte vor allem den Schutz vor unbefugtem Zugriff auf Messdaten.
„Wenn anhand meines Stromverbrauchs festzustellen ist, dass ich keine Klimaanlage besitze, und ich daraufhin Werbung für diese Geräte erhalte, entsteht mir zwar kein Schaden, aber ich empfinde es als unangenehm, weil ich mich beobachtet fühle“, sagt der Wissenschaftler. Es sei aber auch nicht auszuschließen, dass Dritte durch unerlaubten Zugriff auf die gesammelten Daten erfahren, zu welcher Zeit bestimmte Bewohner außer Haus sind oder wann welche Geräte laufen.
Gebündelte Daten gegen das Ausspionieren
Wie sich die Daten übertragen und dadurch sinnvoll einsetzen lassen, ohne Rückschlüsse auf private Gewohnheiten zu ermöglichen, hat Finster in seiner Doktorarbeit untersucht. Der Informatiker entwarf speziell ausgelegte Kommunikationsprotokolle, die es ermöglichen die Daten vor dem Versenden zu verschleiern, indem die Messwerte über mehrere Haushalte hinweg zusammengefasst und im Zahlenraum verschoben werden. Zufällig generierte Maskierungsdaten, die keine Informationen über den Messwert enthalten, werden dazu genutzt, die Messwerte zu tarnen.
„Mittels dieser vorverarbeiteten Messwerte können die Daten privatsphärengerecht übertragen werden“, so Finster. Der Empfänger kann nicht mehr auf die ursprünglichen Messwerte schließen, dennoch entspricht die Summe der übertragenen Werte der Summe dieser Messwerte. „Sie liefern wertvolle Informationen über die aktuelle Verbrauchssituation, stellen aber keine Gefahr mehr für die Privatsphäre einzelner Haushalte dar“, betont der Wissenschaftler.
Einfach in bestehende Systeme integrierbar
Die Idee dieses Peer-to-Peer-Privatsphärenschutzes, der Daten mehrerer Haushalte ohne zusätzliche Infrastruktur bündelt, lässt sich mit nur geringem Aufwand real einsetzen. Denn die eingesetzten Verfahren stellen nur geringe Ansprüche an die Rechenleistung der Smart Meter und ermöglichen damit geringen Stromverbrauch und geringe Produktionskosten.
Stromhändler und Hersteller von Smart Metern zeigten sich bereits an der Software-Lösung interessiert, so der KIT-Wissenschaftler, um gerüstet zu sein, falls ihre Kunden den Bedarf für privatsphärengerechtes Smart Metering sehen. Für das Jahr 2020 werde mit weltweit 800 Millionen installierten intelligenten Stromzählern gerechnet, so Finster.
(Karlsruher Institut für Technologie, 22.10.2014 – NPO)