Geowissen

Clearwater-Krater: Doch kein Doppel-Einschlag

Kanadische Einschlagskrater entstanden mit 180 Millionen Jahren Abstand

Schrägsicht der beiden heute mit Wasser gefüllten Einschlagskrater © NASA/Landsat 7

Falscher Doppelkrater: Bisher galten die beiden runden Clearwater-Krater in Kanada als Folge eines gleichzeitigen, doppelten Einschlags. Doch neue Datierungen widerlegen dies nun. Demnach ist der östliche Krater knapp 200 Millionen Jahre älter als sein Pendant. Dass beide dennoch so dicht nebeneinander liegen, ist eine Laune der Natur – und dies könnte auch bei anderen Doppelkratern auf der Erde der Fall sein, wie Geowissenschaftler berichten.

Die Clearwater-Krater gehören zu den ungewöhnlichsten geologischen Strukturen auf der Erde. Denn die beiden kreisrunden Gebilde von 26 und 36 Kilometer Durchmesser liegen eng nebeneinander. „Aufgrund ihrer auffälligen Erscheinung als wassergefülltes ,Kraterpaar‘, das insbesondere im Satellitenbild sichtbar wird, galten sie bislang als Paradebeispiel eines Doppelkratersystems“, erläutert Geowissenschaftler Mario Trieloff von der Universität Heidelberg.

Ein doppelter Treffer?

Bisher glaubte man, dass beide Krater vor rund 290 Millionen Jahren gleichzeitig entstanden. Ursache soll ein Einschlag zweier per Schwerkraft aneinander gebundener Asteroiden oder Asteroidentrümmer gewesen sein. Martin Schmieder von der University of Western Australia in Perth, Trieloff und Kollegen haben nun anhand von Gesteinsproben beide Krater mit Hilfe der Argon-Argon-Datierung neu datiert. Sie beruht auf dem radioaktiven Zerfall von Kalium-40 zu Argon-40 und erlaubt Rückschlüsse darauf, wann kaliumhaltige Minerale oder Gesteine großer Hitze ausgesetzt sind oder gar schmelzen, wie es bei einem Asteroiden-Einschlag der Fall ist.

Die Clearwaster Lakes im kanadischen Québec - ein eindruckvolles Doppel © NASA Earth Observatory / Landsat 8

Das Ergebnis: Der westliche Clearwater-Krater hat mit rund 286 Millionen Jahren etwa das Alter, das man auch zuvor für beide angenommen hat. Doch sein östlicher Nachbar entstand bereits vor 460 bis 470 Millionen und ist damit sehr viel älter. „Er gehört zur langen Liste der ordovizischen Strukturen in Nordamerika und Nordeuropa, die gebildet wurden, als ein chondritischer Asteroid vor rund 470 Millionen Jahren vor dem Einschlag zerbrach“, so Schmieder und seine Kollegen.

Nähe ist reine „Laune der Natur“

Aber nicht nur das: Wie Gesteinsanalysen ergaben, unterscheiden sich die beiden Krater auch in der Magnetisierung ihrer Einschlagsrelikte und in den chemischen Spuren, die die beiden kilometergroßen Asteroiden hinterließen. „Der frühere Einschlag ereignete sich wahrscheinlich, als diese Gegend noch ein Flachmeer oder küstennahes Meeresgebiet war“, erklären die Forscher. „Der spätere, westliche Einschlag fand dagegen statt, als das Gebiet bereits auf dem Festland des Großkontinents Pangäa lag.“

Die ungewöhnliche räumliche Nähe der beiden Krater sehen die Wissenschaftler eher als „Zufall“ und als „Laune der Natur“. Dieses „falsche Doppel“ wirft jedoch auch ein neues Licht auf andere Doppelkrater und die Frage, wie häufig Doppel-Einschläge in der Erdgeschichte tatsächlich vorkamen.

(Geochimica et Cosmochimica Acta (, 2014; doi: 10.1016/j.gca.2014.09.037)

(Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, 28.10.2014 – NPO)

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