Klima

IPCC: Zwei-Grad-Ziel ist noch zu schaffen

Abschließender Bericht des Weltklimarates mahnt zur Eile im Klimaschutz

Der letzte Teil des fünften IPCC-Berichtes fordert konsequenten Einsatz kohlenstoffarmer Energiequellen, um das Zwei-Grad-Ziel der Erderwärmung zu ermöglichen. © IPCC

Die Zeit wird knapp: Folgen des Klimawandels lassen sich nur noch mit raschen und konsequenten Schutzmaßnahmen abmildern. Dies besagt der abschließende Teil des fünften Klimaschutzberichtes, den der Weltklimarat IPCC nun veröffentlicht hat. Der globale Temperaturanstieg lässt sich noch auf zwei Grad begrenzen, aber nur wenn entsprechend viel passiert – und auch dann nur mit 66-prozentiger Chance. Die Menschen müssen demnach in jedem Falle mit dem Klimawandel leben lernen, so die Forscher.

Seit 2010 arbeiten mehr als dreitausend Experten aus mehr als 70 Ländern am fünften Bericht des Klimarates IPCC. Der Bericht erschien in mehreren Teilen, der erste Teil bereits im Herbst 2013. Die bisherigen Teilberichte hatten sich mit naturwissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels, seinen Folgen und Anpassungsmöglichkeiten sowie Klimaschutz-Optionen befasst. Nun hat der Klimarat auch den vierten und abschließenden Teil veröffentlicht, der die wesentliche Aussagen der ersten drei Teile zusammenfasst und aufarbeitet.

Der IPCC-Bericht macht vor allem eins klar: Das Klima ändert sich gegenwärtig, und Grund dafür sind vorwiegend menschliche Einflüsse. Folgen des Klimawandels sind bereits heute weltweit zu beobachten. Betroffen sind vor allem die natürlichen Systeme sowohl in Ozeanen als auch auf den Kontinenten, aber soziale und wirtschaftliche Konsequenzen lassen sich bereits feststellen.

„Bisher sind wir nicht auf dem Weg“

Die gute Nachricht: Es ist zwar spät, aber noch nicht endgültig zu spät. Entschlossener und rascher Klimaschutz in den kommenden Jahrzehnten könnte den globalen Anstieg der Durchschnittstemperatur noch auf etwa zwei Grad Celsius begrenzen. Die langfristigen Folgen des Klimawandels ließen sich so deutlich mildern.

Allerdings spricht bisher nicht viel dafür, dass dies gelingen könnte: „Wir sind heute nicht auf dem Weg, das gesetzte Zwei-Grad-Ziel einzuhalten. Und je länger wir die dazu notwendigen Klimaschutzmaßnahmen verzögern, umso größere Risiken nehmen wir auf uns – bei den Klimafolgen, aber auch im Klimaschutz“, sagt Otmar Edenhofer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), einer der Autoren des IPCC-Syntheseberichts.

Wegweiser zum Klimaschutz: Konsequentes Handeln ist unbedingt notwendig. © IPCC

66-prozentige Chance – theoretisch

Denn um das Zwei-Grad Ziel zu halten ist einiges an Maßnamen nötig – und dies sofort. Wenn die gesamten globalen Treibhausgasemissionen bis 2050 um 40 bis 70 Prozent sinken, verglichen mit den Werten von 2010, so besteht eine Chance von immerhin 66 Prozent, das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen, heißt es im IPCC-Bericht. Bis zum Jahr 2100 müssten die Emissionen dafür nahezu auf null sinken. Ein umfassender Wandel in Gesellschaft und Wirtschaft sei dazu jedoch unbedingt nötig, betonen die Forscher. Vor allem die Energieeffizienz müsse sich zügig verbessern. Ein annähernd vierfacher Anteil an Energie aus kohlenstofffreien oder kohlenstoffarmen Quellen müsse zudem bis 2050 erreicht sein.

„Auch der Klimaschutz birgt Risiken“, sagt Edenhofer. Etwa beim Ausbau der Stromerzeugung aus Biomasse oder der Abscheidung und unterirdischen Speicherung von Kohlendioxid aus den Abgasen von Kraftwerken gibt es offene Fragen zum Einsatz in großem Maßstab. „Doch diese Risiken sind beherrschbar – das ist der fundamentale Unterschied zu den potentiell unbeherrschbaren Risiken des Klimawandels“, so Edenhofer.

Doch selbst wenn das Zwei-Grad-Ziel geschafft wird, sind dadurch nicht alle Klimafolgen verhindert, sondern können lediglich begrenzt werden. In jedem Fall sei es nötig, dass sich die Menschen an den Klimawandel anpassen, erklären die Forscher. Ein zögerliches Handeln beim Klimaschutz dagegen würde Risiken und Kosten des Klimawandels und der Gegenmaßnahmen weiter erhöhen.

„Verzögerung wäre unverantwortlich“

„Der Bericht ist alarmierend und ermutigend zugleich“, bewertete Bundesumweltministerin Barbara Hendricks. „Alarmierend sind die dramatischen Folgen des Klimawandels, an dessen Ursachen es keinen ernsthaften Zweifel mehr gibt. Ermutigend ist dagegen: Wir kennen die Werkzeuge, um die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen.“ Hendricks betonte, bis Mitte dieses Jahrhunderts müsse die globale Energieversorgung weitgehend klimaneutral sein. Deutschland könne „zeigen, dass Klimaschutz in einem Industrieland funktioniert“ und so international eine wichtige Rolle einnehmen.

Bei der Klimakonferenz 2015 in Paris müsse die Staatengemeinschaft ein ambitioniertes Klimaschutzabkommen zu verabschieden, appellierte Hendricks, denn „eine weitere Verzögerung wäre unverantwortlich“. Eine solche Forderung stellt auch das IPCC zum Ende des Berichts: Wirksamer Klimaschutz erfordere gemeinsame Lösungen, er könne nicht erreicht werden, wenn einzelne Akteure ihre eigenen Interessen unabhängig verfolgten.

Das Bundesumweltministerium stellt die Kernaussagen des fünften Sachstandsbericht des IPCC zum Download bereit.

Die Berichte im englischsprachigen Original sind auf der IPCC-Homepage verfügbar.

(IPCC / Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), 03.11.2014 – AKR)

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