Psychologie

Lächeln schafft Vertrauen

Als authentisch empfundenes Lächeln fördert die Bereitschaft zur Zusammenarbeit

Ein Lächeln sagt mehr als tausend Worte. Menschen signalisieren damit Vertrauenswürdigkeit und Kooperationsbereitschaft. © svetikd/iStock.com

Ein Lächeln sagt mehr als tausend Worte: Empfinden wir das Lächeln unseres Gegenüber als ehrlich, dann halten wir ihn automatisch auch für vertrauenswürdiger. Dies hat ein internationales Forscherteam nun in einem Verhaltensexperiment bestätigt. Mitmenschen sind demnach kooperativer, wenn man ihnen mit einem überzeugenden Lächeln begegnet. Die Studie zeigt aber auch: Wir lächeln nicht nur, wenn wir es ehrlich meinen, sondern vor allem dann, wenn es sich lohnt.

Lächeln ist ein elementarer Bestandteil der Kommunikation zwischen Menschen in jeder Gesellschaft. Der Ursprung und die genaue Bedeutung dieser Geste sind allerdings nicht vollständig geklärt. Manche Forscher vermuten, dass das Lächeln im Laufe der Evolution aus einer Art Unterwerfungsgeste heraus entstanden ist, wie bei Affen beobachtet werden kann. Sozial tiefer gestellte Tiere ziehen dabei ihre Lippen zurück und stellen ihre Zahnreihen bloß. Dadurch zeigen sie ihre Unterwürfigkeit gegenüber dominanten Artgenossen an.

Kommunikation oder Ausdruck der Gefühle?

Beim Menschen könnte sich die soziale Funktion des Lächelns erweitert und teilweise umgekehrt haben: Auch dominante Individuen verwenden eine imitierte Unterwerfungsgeste und signalisieren dadurch, dass sie vertrauenswürdig sind. Es ist jedoch immer noch unklar, ob das menschliche Lächeln tatsächlich der Kommunikation dient oder ob es lediglich ein unwillkürlicher Ausdruck der eigenen Gefühlslage ist.

Manfred Milinski vom Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie in Plön und seine Kollegen haben deshalb zusammen ein Verhaltensexperiment entwickelt, mit dem sie die Wirkung des Lächelns auf die Kooperationsbereitschaft messen können. Jeweils zwei Versuchsteilnehmer mussten dabei zusammenarbeiten, um einen geringen Geldbetrag zu erhalten. Nur einer der beiden Probanden bekam von den Forschern zunächst vier Euro zur Verfügung gestellt. Der andere Teilnehmer, der sogenannte Treuhänder, stellte sich dann in einem kurzen Videoclip vor und bat seinen Mitspieler, ihm den Geldbetrag zu schicken. Der Text war dabei vorgegeben, es kam also ganz auf die vermittelte Glaubwürdigkeit an – und besonders auf das Lächeln.

Vertrauen zahlt sich aus

Der erste Proband hatte nun die Wahl, ob er dem Treuhänder vertraut und ihm das Geld zunächst überlässt, oder ob er es für sich behält. Vertrauen auf den Versuchspartner konnte sich auszahlen: Entschied sich der sogenannte Sender dazu, dem Treuhänder das Geld zu schicken, verdreifachten die Forscher den Betrag. Nun konnte wiederum der Treuhänder entscheiden, wie ehrlich er vorgeht. Er konnte dem Sender ein Drittel oder die Hälfte des Geldes zurückschicken, oder auch einfach alles für sich behalten. Mit einem vertrauenswürdigen Treuhänder erhielt der Sender so mehr Geld, als wenn er den ursprünglichen Einsatz behalten hätte.

Die Wissenschaftler dokumentierten zunächst, wie die Sender und auch unbeteiligte Probanden den vorgeführten Videoclip bewerteten. Diese mussten angeben, für wie attraktiv, intelligent und vertrauenswürdig sie die Person in dem Video halten und ob sie deren Lächeln als authentisch empfinden. „Die Personen, deren Lächeln als echt empfunden wurde, galten auch als vertrauenswürdig“, fasst Milinksi die Beobachtungen zusammen. Und das zu Recht, denn im Schnitt erwiesen sich diese Menschen auch als kooperativer.

Höherer Gewinn führt zu häufigerem Lächeln

„Am Lächeln schätzte der Sender tatsächlich die Wahrscheinlichkeit ab, mit der der Treuhänder mit ihm teilen würde“, so der Wissenschaftler weiter. Ein als authentisch empfundenes Lächeln sei demnach ein ehrlich gemeintes Signal: Es dient der Kommunikation und zeigt die eigene Kooperationsbereitschaft an. Wenn es auf gerechtfertigtes Vertrauen ankommt, solle das Lächeln andere zur Zusammenarbeit animieren.

In einem weiteren Durchgang verdoppelten die Wissenschaftler den Einsatz von vier auf acht Euro. Bei Spielen mit möglichem höheren Gewinn lächelten die Treuhänder häufiger in einer als authentisch empfundenen Art und Weise. Offenbar fällt es leichter, ehrlich zu lächeln, wenn ein höherer Gewinn winkt. Da das authentische Lächeln unbewusst entsteht und als nicht willentlich beeinflussbar gilt, scheint es Kosten zu haben, die man unbewusst nur aufbringt, wenn es sich auszahlt – und man es ehrlich meint. (Evolution and Human Behavior, 2014; doi: 10.1016/j.evolhumbehav.2014.08.001)

(Max-Planck-Gesellschaft, 07.11.2014 – AKR)

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