Astronomie

Sterne im fatalen Schmusetanz

Doppelstern MY Camelopardalis besteht aus zwei sich bereits berührenden Sternen

Die beiden Sternenpartner von MY Camelopardalis berühren sich und sind durch ihre Rotation udn gegenseitige Anziehungskraft verformt. © Javier Lorenzo/ Universidad de Alicante

Eine stellare Rarität: Astronomen haben entdeckt, dass der Doppelstern MY Camelopardalis aus den zwei größten und jüngsten bekannten sich berührenden Sternen besteht. Die beiden jungen Riesen sind sich so nahe, dass ihre Außenhüllen sich bereits vermischen. Eine vollständige Verschmelzung beider Sterne ist daher nur eine Frage der Zeit, wie die Forscher im Fachmagazin „Astronomy & Astrophysics“ berichten.

50 Jahre lang galt MY Camelopardalis als besonders massereicher, heller Stern im Sternbild Giraffe. Doch vor rund zehn Jahren zeigten neue Beobachtungen, dass es sich in Wirklichkeit um einen Doppelstern handelt. Ein Forscherteam um Javier Lorenzo von der Universität von Alicante hat nun erstmals genaueres über die beiden Sternenpartner herausgefunden – und dabei Überraschendes entdeckt.

Eine Million Kilometer pro Stunde

Ihre spektroskopischen Beobachtungen mit Hilfe des Calar Alto Observatoriums in Almería ergaben, dass MY Camelopardalis aus zwei jungen, hellbläulich leuchtenden Sternen besteht, die 38 und 32 Sonnenmassen schwer sind. Das Besondere aber: Sie umkreisen sich mit einer Orbitalperiode von nur 1,2 Tage – so schnell wie kein anderes Sternenpaar dieser Masse. Jeder einzelne Stern muss sich dabei mit mehr als einer Million Kilometer pro Stunde bewegen und rotiert auch in etwa genauso schnell. Denn die gegenseitigen Anziehungskräfte sorgen dafür, dass beide sich gleich schnell drehen.

Um diese enge Umlaufbahn umeinander zu bewerkstelligen, müssen die beiden Sterne einander so nahe sein, dass sie sich berühren, wie die Astronomen erklären. Das Material ihrer Außenhüllen vermischt sich sogar und bildet eine Art gemeinsame Hülle um beide Sterne herum. Damit sind die beiden Partner von MY Camelopardalis die massereichsten und gleichzeitig die jüngsten bekannten Kontakt-Doppelsterne, die man bisher kennt, so Lorenzo und seine Kollegen.

Verschmelzung ist vorprogrammiert

Die Astronomen vermuten, dass die beiden Sternenpartner kurz davor stehen, komplett miteinander zu verschmelzen. Das Ergebnis wäre ein extrem massereicher Stern von rund 60 Sonnenmassen. Was genau bei dieser Verschmelzung passiert, ob es zu einer gewaltigen Explosion kommt oder eher einem langanhaltenden Aufstrahlen, ist noch völlig unbekannt.

Denn beobachtet hat man eine solche Verschmelzung bisher noch nie, MY Camelopardalis ist das erste bekannte Beispiel für ein junges Doppelsternsystem in diesem Zustand. Als umso spannender könnte sich die weitere Entwicklung dieser beiden Sternenpartner erweisen. (Astronomy & Astrophysics, in press; arXiv:1410.5575)

(Asociación RUVID, 08.12.2014 – NPO)

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