Medizintechnik

Schnelltests für Krankenhauskeime

Suche nach multiresistenten Bakterien soll mit neuen Verfahren zur Routine werden

Gefährlichen Erregern auf der Spur: Gleich drei neue Tests sollen in Zukunft multiresistente Staphylokokken schnell und gezielt erkennen. Dabei kam es den Forschern besonders darauf an, existierende Methoden zu vereinfachen. Mit den neu entwickelten Verfahren könnten bald alle Patienten im Krankenhaus routinemäßig auf die gefährlichen Keime getestet werden – erste Praxistests laufen bereits.

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Krankenhauskeime sind winzig klein und wirken doch tödlich. Die bekanntesten Vertreter sind multiresistente Bakterien der Art Staphylococcus aureus (MRSA). In Deutschland treten pro Jahr mehr als 60.000 Krankenhausinfektionen auf, von denen etwa 18 Prozent auf dieses Bakterium zurückzuführen sind. Die besondere Problematik liegt darin, dass viele Antibiotika gegen dieses Bakterium bereits unwirksam sind. Umso wichtiger ist es, eine Infektion mit diesen gefährlichen Keimen schnell und zuverlässig zu erkennen, damit keine Zeit mit unwirksamen Therapien vergeudet wird und gleich die richtige Behandlung eingeleitet werden kann.

Vereinfacht, schnell und routinetauglich

Das Team um Carsten Harms von der Hochschule Bremerhaven liefert nun gleich drei neue Verfahren, mit denen Patienten in Krankenhäusern routinemäßig auf MRSA getestet werden können. Besonders wichtig war den Wissenschaftlern dabei, die bestehende Labortechnik zu vereinfachen.

Im ersten Verfahren setzen die Forscher auf genetische Analyse mit Hilfe der Polymerase-Kettenreaktion. Dazu ist lediglich ein Abstrich von der Haut des Patienten nötig. In weniger als drei Stunden ist der vorliegende Keim anhand seines genetischen Fingerabdrucks identifiziert. Wie bei der Polizei fahnden die Mediziner nach dem MRSA-Keim, indem sie nach spezifischen Genen suchen, die nur beim resistenten Keim vorkommen. Bis zu fünf verschiedene Stämme lassen sich so gleichzeitig unterscheiden.

Mini-Labor und Teststreifen

Ein zweites System funktioniert wie folgt: Ein Watteträger, der die vom Patienten kommenden MRSA-Keime trägt, wird in einen neuartigen Chip platziert. Auf diesem Chip laufen sämtliche Laborprozesse auf kleinstem Raum automatisch und autonom ab. Ein Analysegerät zeigt dann nach etwa 30 Minuten an, ob die Probe mit MRSA befallen ist oder nicht. Diese Methode eignet sich daher hervorragend für den schnellen Einsatz bei Patienten, die beispielsweise in der Unfallchirurgie zur Operation vorbereitet werden.

Doch damit nicht genug, es geht noch unkomplizierter: Das dritte Verfahren soll auf der Basis eines Teststreifens beruhen, wie er auch von Schwangerschaftstests bekannt ist. Diese Methode hat den Vorteil, dass auch wenig geschultes Personal die Abstrichproben nehmen kann. Proben lassen sich so innerhalb kürzester Zeit vor Ort analysieren, da kein hochqualifiziertes Laborpersonal und teure Geräte nötig sind.

Passendes Verfahren je nach Bedarf

Alle drei Verfahren unterscheiden sich durch ihre Genauigkeit und Schnelligkeit. Wo eine genaue Charakterisierung erforderlich ist, kommt der genetischen Fingerabdruck oder das Chip-Verfahren zum Einsatz. Ist ein schnelles Ergebnis gefragt, steht künftig das Teststreifensystem zur Verfügung. Alle drei Systeme zeigen ihrerseits Vorteile in der Schnelligkeit der Analyse.

Alle Tests befinden sich bereits im Probestadium, erzählt Harms: „Wir freuen uns, dass wir zeitnah mit den Methoden einen Einsatztest in Kooperation mit Krankenhäusern der Region durchführen können.“ Mit den dabei gewonnenen Erkenntnissen wollen die Wissenschaftler ihre Verfahren weiter optimieren.

(Hochschule Bremerhaven, 08.12.2014 – AKR)

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