Psychologie

Stimme lässt Jobsuchende intelligenter erscheinen

Gehörte Bewerbungen machen einen kompetenteren Eindruck

Unsere Stimme hilft uns beim Bewerbungsgespräch © iStock.com/monkeybusinessimages

Wer spricht, gewinnt: Jobkandidaten werden als kompetenter und intelligenter geschätzt, wenn sie sich mündlich bewerben – beispielsweise in einem Video, wie ein Experiment zeigt. Ob unsere Bewerbung gehört oder gelesen wird, macht demnach einen grundlegenden Unterschied. Die Stimme vermittelt eher den Eindruck unserer Intelligenz, wie die Forscher im Fachmagazin „The Journal of Psychological Science“ berichten.

Unsere Stimme verrät ziemlich viel: Alter und Geschlecht sind beispielsweise einfach herauszuhören, aber auch unsere Größe lässt sich erraten. Aber nicht nur das, auch angebliche „innere Werte“ werden mit unserer Stimme übertragen – und das hat Einfluss auf unseren Job. Politiker, die zum Beispiel eine tiefe Stimme haben, sind erfolgreicher und werden eher gewählt. Ihr Timbre lässt manche Menschen zudem besonders charismatisch Bewerbungen in dreierlei Ausführung

Nicholas Eplay und seine Kollegen von der University of Chicago Booth School of Business untersuchten dies in einer Serie von Experimenten. Sie baten Studenten der Universität, kurze Bewerbungen für das Unternehmen zu verfassen, für das sie gerne arbeiten würden. Die Bewerbungstexte wurden dann von den Bewerbern vorgelesen und dies per Video aufgezeichnet.

Mögliche Arbeitgeber und professionelle Recruiter beurteilten diese Bewerbungen auf dreierlei Weise: entweder durchs Lesen des Transkripts, durch bloßes Anhören der Tonspur oder durch das komplette Video. In einer zweiten Versuchsreihe lasen nicht die Studenten selbst, sondern ausgebildete Schauspieler die Bewerbungen vor. Wieder sollten die Beurteiler den Bewerber anhand von Transcript oder Videotonspur bewerten.

Mündliche Bewerbung wirkt intelligenter

Das Ergebnis: Arbeitgeber und Jobrecruiter, die eine Bewerbung nur hörten anstatt sie zu lesen, schätzten die Kandidaten in jedem Fall als kompetenter, aufmerksamer und intelligenter ein. Dabei war egal, ob es sich um den Kandidaten selbst oder um einen Schauspieler handelte, der sich „bewarb“. Sie waren in jedem Fall gewillter, die Kandidaten einzustellen. Die Stimme ist demnach überzeugender als das bloße Wort.

Ob die Stimme dabei von einem Bild begleitet wird oder nicht, machte offenbar keinen Unterschied: Die Kandidaten wurden gleich gut beurteilt, egal ob die Bewerter nur die Tonspur hörten oder das komplette Video sahen.

Nach Ansicht der Forscher liegt das Geheimnis des Erfolgs in der Fähigkeit der Stimme, mehr als bloße Inhalte zu vermitteln: „Zusätzlich zur Übermittlung des eigenen Gedanken, also den Meinungen und Einstellungen, vermittelt die Stimme einer Person ihre grundlegenden Fähigkeit zu denken – die Fähigkeit für logisches Schlussfolgern, Aufmerksamkeit und Intellekt“, sagt Epley. „Beim Vermitteln der Intelligenz ist es daher wichtig, dass die eigene Stimme Gehör findet – wortwörtlich.“ (The Journal of Psychological Science, 2015)

(University of Chicago Booth School of Business, 23.02.2015 – MAH)

Keine Meldungen mehr verpassen – mit unserem wöchentlichen Newsletter.
Teilen:

In den Schlagzeilen

News des Tages

Skelett eines ungeborenee Kindes

So entstehen die Knochen des ungeborenen Kindes

Astronomen entdecken jüngsten Transit-Planet

Mehr Blackouts durch Wind- und Sonnenstrom?

Parkinson: Wenn mehr Dopamin mehr Zittern bedeutet

Diaschauen zum Thema

Dossiers zum Thema

Synästhesie - Das Geheimnis der „Farbenhörer“ und „Wörterschmecker“

Bücher zum Thema

Gefühle lesen - Wie Sie Emotionen erkennen und richtig interpretieren von Paul Ekman

Was ist Intelligenz? - von Joachim Funke und Bianca Vaterrodt - Plünnecke

Animal Talk - Die Sprache der Tiere von Eugene S. Morton und Jake Page

Top-Clicks der Woche