Medizin

Einer Erdnuss-Allergie kann man vorbeugen

Wenn Kinder schon früh regelmäßig Erdnüsse essen, bleibt die Allergie meist aus

Erdnüsse - ein bis drei Prozent aller Kinder sind gegen sie allergisch - Tendenz steigend © USDA

Die drohende Allergie einfach wegessen: Einer Erdnuss-Allergie kann man am besten vorbeugen, indem Kinder schon früh regelmäßig Erdnusshaltiges zu essen bekommen. Das belegt nun eine US-Langzeitstudie. Um erstaunliche rund 80 Prozent ließ sich so das Allergierisiko senken. Umgekehrt könnte die übertriebene Vorsicht vieler Eltern sogar mit schuld daran sein, dass Allergien gegen Erdnüsse und andere Lebensmittel zugenommen haben, erklären die Forscher.

Zwischen einem und drei Prozent aller Kinder in Westeuropa und den USA sind heute gegen Erdnüsse allergisch – doppelt so viel wie noch vor zehn Jahren. Warum solche Allergien heute zunehmen, ist bisher unklar. Diskutiert werden ernährungsbedingte Veränderungen der Darmflora, zu viel Vitamin D oder Umwelteinflüsse wie Feinstaub oder Weichmacher.

Erdnussmus von klein auf

Ob es eine Möglichkeit gibt, zumindest der Erdnuss-Allergie schon bei Kleinkindern vorzubeugen, haben Gideon Lack vom King’s College London und seine Kollegen in einer Langzeitstudie untersucht. An dieser nahmen 640 Kinder teil, die zu Studienbeginn zwischen vier und elf Monate alt waren. Alle Kinder galten als hochgradig allergiegefährdet, weil sie bereits an Ekzemen litten oder gegen Ei allergisch waren.

Die Hälfte der Kinder bekam in den nächsten fünf Jahren regelmäßig mindestens dreimal in der Woche Lebensmittel, die Erdnüsse enthielten – beispielsweise einen Löffel Erdnussmus in den Brei, später vielleicht ein wenig Erdnussbutter im Gemüse. Die andere Hälfte der Kinder wurde gezielt von allem Erdnusshaltigen ferngehalten – dies war lange Zeit die geltende Empfehlung für potenziell allergiegefährdete Kinder. Mit fünf Jahren führten die Forscher dann bei allen Kindern einen Allergietest durch.

80 Prozent weniger Allergien

Das erstaunliche Ergebnis: Von den Fünfjährigen, die nie Erdnusshaltiges bekommen hatten, litten 17,3 Prozent an einer Erdnussallergie. Bei den Kindern, die regelmäßig Erdnüsse gegessen hatten, waren es jedoch nur rund ein Prozent, wie die Forscher berichten. Die frühe gezielte Konfrontation mit dem potenziellen Allergieauslöser senkte die Erkrankungsrate demnach um mehr als 80 Prozent.

„Jahrzehnte lang haben Allergologen empfohlen, kleine Kinder von allen potenziell allergieauslösenden Nahrungsmitteln fernzuhalten“, konstatiert Lack. „Unsere Ergebnisse sprechen nun dafür, dass dieser Ratschlag falsch war.“ Stattdessen könnte die übertriebene Vorsicht sogar mit schuld daran sein, dass Allergien gegen Erdnüsse und andere Lebensmittel zugenommen haben. (New England Journal of Medicine, 2025; AAAAI Annual Meeting)

(King’s College London, 24.02.2015 – NPO)

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