In Äthiopien haben Forscher das älteste Fossil eines Menschen der Gattung Homo entdeckt. Das 2,8 Millionen Jahre alte Relikt zeigt sowohl Merkmale von Homo habilis als auch vom Vormenschen Australopithecus und könnte damit eine lange klaffende Lücke im Menschen-Stammbaum schließen, wie Forscher in „Science“ berichten. Parallel dazu wird in „Nature“ eine neue Rekonstruktion des Homo habilis vorgestellt, die diese Annahme stützt.
50 Jahre lang galt Homo habilis als der älteste bekannte Vertreter der Gattung Homo – der echten Menschen. Doch zwischen ihm und der letzten bekannten Vormenschenart, Australopithecus afarensis, klaffte eine Lücke – Fossilien aus der kritischen Zeit vor rund 2,5 bis 3 Millionen Jahren fehlten. Daher blieb unklar, wie sich die ersten echten Menschen entwickelten. Der Fossilfund im Ledi-Geraru-Gebiet der Afarsenke in Äthiopien hat dies nun geändert.
Bei dem Fossil handelt es sich um den linken Unterkiefer eines Menschen mit noch fünf erhaltenen Zähnen. Wie Datierungen ergaben, ist dieser Kiefer bereits rund 2,8 Millionen Jahre alt – und stammt damit genau aus der Lücke in unserem frühen Stammbaum. Seither haben nähere Analysen gezeigt, dass diese Relikte einem sehr frühen Vertreter der Gattung Homo gehört haben müssen, höchstwahrscheinlich einem Vorgänger von Homo habilis und Homo rudolfensis.

Primitiv und modern zugleich
„In der Mehrheit seiner Merkmale repräsentiert dieser Fund eine Morphologie, die wir als Übergang zwischen Australopithecus und Homo sehen“, berichten Brian Villmoare von der University of Nevada in Las Vegas und seine Kollegen. So besitzt der Kiefer eher schmale Backenzähne, symmetrische Prämolaren und eine gleichmäßig proportionierte Form, was ihn von dem Vormenschen Australopithecus abhebt. Das fliehende Kinn hingegen macht ihn primitiver als Homo habilis und Homo rudolfensis.