Von Lava ausgehöhlt: Auf dem Mond könnte es theoretisch gewaltige Lavahöhlen geben – ähnlich wie auf Hawaii nur sehr viel größer. Denn der einst intensive Vulkanismus auf unserem Trabanten und die geringe Schwerkraft würden selbst kilometergroße Hohlräume ermöglichen, wie US-Forscher nun ermittelt haben. Sollte es sie wirklich geben, dann wären sie ideale Orte für künftige Mondstationen.
Der Mond hat eine vulkanisch sehr aktive Vergangenheit: Die ausgedehnten dunklen Mare auf der uns zugewandten Mondseite bestehen komplett aus erkalteter Basaltlava und auch auf der abgewandten Seite gibt es alte Feuerberge – einer davon zeugt sogar von einem ziemlich großen Ausbruch.
Verdächtige Mondrillen
Bisher offen war jedoch die Frage, ob es auf dem Mond auch Lavahöhlen gibt – Kavernen, die entstehen, wenn glühende Lavaströme zunächst nur außen erkalten und dann eine Art Röhre bilden. „Es gab einige Diskussionen darüber, ob es solche Lavaröhren auch auf dem Mond geben könnte“, erklärt Jay Melosh von der Purdue University. „Es gibt einige Indizien dafür, darunter gewundene Senken auf der Oberfläche.“
Diese mäandernden Senken sind bis zu zehn Kilometer breit und mehrere hundert Kilometer lang. Sie ähneln ein wenig Flussbetten, werden aber eher Lavaströmen zugeschrieben – auch, weil sie meist an einem der alten Mondvulkane beginnen. Theoretisch wäre es möglich, dass die Lava, die einst in diesen Betten floss, auch Lavatunnel gebildet hat – Höhlen, die nun unter dem Regolith verborgen sind.
Groß genug für eine ganze Stadt
„Wenn es Lavatunnel auf dem Mond gibt, dann könnten sie sogar richtig groß sein“, sagt Melosh. Denn die geringere Schwerkraft erlaubt noch Gewölbe, die auf der Erde längst einstürzen würden, wie die Forscher nun in einer Studie ermittelten. Mit Hilfe von Modellrechnungen überprüften sie, ob eine leere Lavaröhre von mehr als einem Kilometer Durchmesser auf dem Mond stabil bleiben könnte.
Das Ergebnis: „Lavatunnel mit einer Form ähnlich wie auf der Erde könnten auf dem Mond sogar bis mehrere Kilometer breit sein“, sagt Erstautor David Blair von der Purdue University. Denn neben der geringeren Schwerkraft sind auch die Witterung und Erosion geringer als auf der Erde. „In der Theorie könnten daher riesige, strukturell stabile Lavatunnel auf dem Mond existieren – groß genug um eine ganze Stadt zu beherbergen“, so Blair.
Ob es solche Lavahöhlen tatsächlich gibt, muss sich noch zeigen. Sollte dies aber der Fall sein, dann wären sie perfekt geeignet, um beispielsweise eine Mondstation vor der kosmischen Strahlung und den extremen Temperaturschwankungen auf unserem Trabanten zu schützen. (Lunar and Planetary Science Conference, 2015)
(Purdue University, 07.04.2015 – NPO)