Archäologie

Überraschender Fund in Kairo

Archäologen entdecken Königsstatue und Götter-Reliefs zwischen Müllbergen

Überraschungsfund: Etwa 2.400 Jahre alte Inschrift des Königs Nektanebo I. © Universität Leipzig/ Dietrich Raue

Nilgott zwischen Müllbergen: Eigentlich hatten die Archäologen im Nordwesten Kairos nach den Mauern eines verschollenen Tempels gesucht. Doch stattdessen förderten sie Überraschendes ans Tageslicht: Zwischen Müllbergen und illegalen Häusern fanden sie eine große Königsstatue aus Rosengranit und sieben rund 2.400 Jahre alte Reliefs einer Nilgott-Prozession. Ein absoluter Grücksfall, wie die Forscher berichten.

Den altägyptischen Legenden nach sind an diesem Ort die Götter entstanden: Die Stadt Heliopolis war für die Ägypter schon im Alten Reich heilig. „Das ist der Ort, an dem laut ägyptischer Mythologie die Welt erschaffen wurde, das theologisch-religiöse Zentrum Ägyptens“, erklärt Dietrich Raue von der Universität. Von den Tempeln dieses Ortes ist allerdings bisher kaum etwas ausgegraben.

Gemeinsam mit Zeichnern, Geoarchäologen Bauforscher und Archäologen des Ägyptischen Antikenministeriums hatten Raue und sein Team daher in den vergangenen Wochen in Heliopolis nach den Umfassungsmauern eines einst berühmten, aber verschollenen Tempels gesucht. Tatsächlich stieß das Team wie erhofft auf die mächtigen, etwa 17 Meter breiten und ebenso hohen Tempelmauern.

Königsstatue und Nilgott-Prozession

Was die Experten jedoch dann zwischen Müllbergen und teils illegal gebauten Häusern fanden, überraschte sie dann doch: In zwei bis drei Metern Tiefe stieß das deutsch-ägyptische Grabungsteam auf das Fragment einer großen Königsstatue aus Rosengranit aus der Zeit von 1213 bis 1203 vor Christus. Einige Meter weiter fanden sie zudem insgesamt sieben, etwa 2.400 Jahre alte Basaltreliefs.

Grabung zwischen Müllbergen und Wohnhäusern in der Millionenmetropole Kairo. © Universität Leipzig/ Dietrich Raue

Die Reliefs stellen eine Nilgott-Prozession aus der Zeit des ägyptischen Königs Nektanebo I. dar, der von 380 bis 363 vor Christus regierte. In dieser Zeit schlug er unter anderem einen Perserangriff auf Ägypten zurück. „Es ist ein absoluter Glücksfall und passiert auch nicht allzu oft, dass man solche Sachen findet“, sagt Raue. Die wertvollen Funde wurden direkt ins 500 Meter entfernte Freilichtmuseum Matariya gebracht und sind dort dauerhaft zu sehen.

Tempel auf der Tempelmauer

Warum diese Reliefs und die Statue fast auf den alten Tempelmauern gefunden wurden, erklären die Forscher so: Im Alten Ägypten nutzte man die mächtigen Umfassungsmauern der Tempel häufig, um darauf weitere Tempel zu errichten. Einiges von dem, was von solchen Zusatztempeln übrig blieb, fand nun Raues Team.

Die Archäologen sind nun gespannt darauf, welche Schätze das Areal noch zu bieten hat und wollen die Grabungen fortführen. „Unser Forschungsziel ist es, endlich die Tempel zur reichen historischen Überlieferung zu finden, da sie in vielerlei Hinsicht Vorbild für Ägypten waren“, erläutert Raue. Dabei ist allerdings Eile geboten, denn der „Platz der Schöpfung“ wird nach und nach mit neuen Wohnhäusern bebaut, und die ägyptische Hauptstadt wächst ständig weiter. „Wir rechnen mit zahlreichen weiteren Funden und Tempelresten“, sagt Raue.

(Universität Leipzig, 17.04.2015 – NPO)

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