Nur eine Handvoll Urväter: Zwei Drittel aller europäischen Männer stammen von nur einer Handvoll männlicher Vorfahren aus der Bronzezeit ab. Das jedenfalls legen Vergleichsanalysen der Y-Chromosomen von Männern aus 17 Volksgruppen Europas nahe. Wer diese Urväter waren und warum in der Bronzezeit die Bevölkerung plötzlich stark anwuchs, ist bisher noch rätselhaft, wie die Forscher im Fachmagazin „Nature Communications“.
Die Abstammungs-Geschichte der Europäer ist reichlich komplex. Denn unter unseren Vorfahren waren nicht nur urzeitliche Jäger und Sammler dieser Region, sondern auch verschiedenste Einwanderer. So brachten jungsteinzeitliche Bauern aus dem Nahen Osten die Landwirtschaft mit und mischten sich mit den Ureinwohnern. Aber auch Steppenbewohner Zentralasiens hinterließen ihre Spuren in unserem Erbgut – und könnten uns unsere Sprache gebracht haben.
Mit Hilfe von DNA-Analysen haben Chiara Batini von der University of Leicester und ihre Kollegen nun ein weiteres Puzzleteil unserer Herkunft aufgedeckt. Für ihre Studie analysierten und verglichen sie Sequenzen vom Y-Chromosom von 334 Männern aus 17 verschiedenen Volksgruppen Europas und des Nahen Ostens. Weil das männliche Geschlechtschromosom nur von Vätern an ihre Söhne weitergegeben wird, lässt sich die Abstammungsgeschichte über die männliche Linie besonders gut ermitteln.
Umbruch in der Bronzezeit
Die Ergebnisse zeigten Überraschendes: Neben der schon bekannten Einwanderung von jungsteinzeitlichen Bauern aus dem Nahen und Mittleren Osten nach Europa fanden die Forscher auch Hinweise auf einen späteren Umbruch: In 13 von 17 Volksgruppen erreichten die Männer vor rund 4.200 bis 2.100 Jahren einen Bevölkerungs-Engpass. Anschließend wuchsen die Populationen rapide an.