
Diese Falschfarben-Aufnhame enthüllen das je nach Breitengrad unterschiedlich gefärbte Terrain © NASA/JHUAPL/SwRI
Neue Gebirge und klare Farbbänder
Im Süden schließen sich an diese Eisebene zwei weitere Gebirgsketten an, die etwa 1,6 Kilometer weit in die Höhe ragen. Sie wurden zu Ehren der Erstbesteiger des Mount Everest zunähst inoffiziell Hillary Montes und Norgay Montes getauft. Am Übergang zum dunklen Terrain südwestlich des hellen Herzens liegt ein chaotisches, von Kratern durchsetztes Gebiet – offenbar älteres Terrain, das noch nicht von frischem Eis +überdeckt wurde, wie die NASA-Forscher berichten.
Die Oberfläche des Zwergplaneten scheint insgesamt in mehrere, relativ klar abgegrenzte Zonen unterteilt zu sein, wie Daten des Spektrometers an Bord von New Horizons kombiniert mit Kamera-Aufnahmen zeigen. So liegen die sehr dunklen Terrains entlang des Äquators, nur unterbrochen vom auffallenden hellen Herz. In den mittleren Breiten des Pluto dominieren dagegen Gelände mit mittlerer Helligkeit und im Nordpolargebiet strahlt helles Eis. Die Forscher vermuten, dass es einen saisonalen Transport von Eis vom Äquator zu den Polen geben könnte – eine Art planetarer Zirkulation.
Verblüffend hohe Wolkenschleier
Die Aufnahmen und Messungen, die New Horizons im Gegenlicht der Sonne machte, enthüllen auch mehr Details zur Atmosphäre des Pluto. Demnach ist seine Gashülle aus Methan und Stickstoff nicht nur ungewöhnlich ausgedehnt – in ihr gibt es auch deutlich erkennbare Wolkenschleier. Die Aufnahmen zeigen mindestens zwei verschiedene Nebelschichten, eine in rund 50 Kilometern Höhe und eine zweite in 80 Kilometern Höhe. Beide Schichten zusammen reichen 130 Kilometer hoch und damit deutlich weiter als man es zuvor für möglich gehalten hatte.

Plutos Atmosphäre enthält zwei Schichten mit Wolkenschleiern aus Eis- und Kohlenwasserstoffpartikeln. © NASA/JHUAPL/SwRI
„Mein Kinn klappte nach unten, als ich dieses erste Bild einer fremden Atmosphäre aus dem Kuipergürtel sah“, kommentiert Missionsleiter Alan Stern vom Southwest Research Institute. „Das erinnert uns daran, dass Erkundung uns mehr bringt als unglaubliche Entdeckungen – es zeigt uns auch unglaubliche Schönheit.“
UV-Licht erzeugt komplexe organische Moleküle
Aber der zarte Schleier birgt auch wertvolle Informationen über die chemischen Prozesse in der Pluto-Atmosphäre – sozusagen das Wetter auf dem Zwergplaneten. „Die jetzt entdeckten Nebelschleier sind ein Schlüsselfaktor für die Bildung der komplexen Kohlenwasserstoff-Verbindungen, die Plutos stellenweise seine rötliche Farbe verliehen“, erklärt Michael Summers von der George Mason University in Fairfax.
Ähnlich wie auf dem Saturnmond Titan beginnt dieser Prozess in der oberen Atmosphäre, wo das UV-Licht der Sonne Methan zerfallen lässt. Durch diesen photochemischen Prozess bilden sich neue, komplexere Kohlenwasserstoffe wie Ethylen und Acetylen. Wenn diese Verbindungen in tiefere, kältere Bereiche der Atmosphäre absinken, kondensieren sie zu Eispartikeln und es bilden sich die nun entdeckten Wolkenschleier.
Durch weiteren Einfluss des solaren UV-Lichts wandeln sich diese gefrorenen Kohlenwasserstoffe zu rötlich-braunen Tholinen um – den organischen Verbindungen, die wahrscheinlich für die dunklen Ablagerungen entlang des Pluto-Äquators und in geringerem Ausmaß auch in den mittleren Breiten verantwortlich sind. Der genaue chemische Aufbau dieser Tholine ist sowohl auf dem Pluto wie auch auf dem Titan noch unbekannt.
(NASA/ JHUAPL, 27.07.2015 – NPO)
27. Juli 2015