Raufen, Klettern, Springen – Spielen macht Spaß und fördert die Entwicklung. Aber es kostet aucch jede Menge Energie. Und das macht sich bei besonders spielfreudigen Affenkindern langfristig bemerkbar, wie Forscher herausgefunden haben: Die Affen, die viel und wild spielen, wachsen langsamer als ihre gemütlicheren Artgenossen. Dafür lernen sie im Spiel jedoch motorische Fähigkeiten, die für Kampf und Flucht wichtig sind, so die Forscher im Fachmagazin “ Science Advances“.
Das sinnfreie Spielen ist keine Domäne von Menschenkindern. Auch junge Hunde, Wölfe oder Schimpansen spielen. Und selbst erwachsene Krokodile haben eine ausgeprägten Sinn für Spaß und Spielereien, wie sich Anfang 2015 herausstellte. Allerdings kommt dies in Gefangenschaft deutlich häufiger vor als in freier Wildbahn. Einer der Gründe dafür: Gerade Bewegungsspiele verbrauchen viel Energie, die dann nicht mehr für ein ungehindertes Größenwachstum zur Verfügung steht. Andererseits schult das Spielen auch viele später nötige Fähigkeiten.
Fangenspielen und Raufen
Verhaltensbiologen vermuten daher, dass Tiere nur dann intensiv spielen, wenn sie überschüssige Energie zur Verfügung haben – oder wenn das Spielen trotz der Einbußen überlebenswichtige Vorteile mit sich bringt. Forscher um Julia Ostner von der Universität Göttingen und dem Deutschen Primatenzentrum haben nun wildlebenden Assammakaken in Thailand untersucht, ob diese Einschränkungen stimmen.
Und tatsächlich: Junge Assammakaken, die in den Urwäldern Thailands viel Zeit mit Raufspielen und Jagereien verbringen, wachsen langsamer als ihre weniger verspielten Artgenossen. Damit riskieren die spielwütigen Affen, dass sie später geschlechtsreif werden und weniger Nachwuchs bekommen. Dennoch scheint sie das nicht abzuhalten: „Die ungehinderte Entwicklung scheint also nicht wichtiger zu sein als das Spielen, die kleinen Affen verausgaben sich dabei so sehr, dass sie mit dem Wachsen nicht hinterherkommen,“ sagt Ostner.
Fit für die Flucht
Doch das scheinbar sinnfreie Umhertoben hat durchaus einen Nutzen, wie die Beobachtungen auch ergaben: Je mehr Zeit ein Jungtier vor dem Erwerb einer neuen motorischen Fähigkeit mit wildem Spiel verbracht hat, desto früher im Leben meistert es diese Hürde. Und das kann im Zweifelsfall sogar sein Leben retten. Denn eine schnellere motorische Entwicklung ist dann sehr förderlich, wenn man in Kämpfe verwickelt wird oder vor Feinden fliehen muss.
Für diese Affen zumindest lohnt sich das Spielen daher durchaus: Auch wenn sie langsamer Wachsen, hilft ihnen das Toben, sich später besser vor ihren Feinden zu schützen. Es komme demmnach auf die jeweilige Situation an, ob schneller Wachsen oder mehr Spielen sinnvoller ist, erklären die Forscher.
„Auf den Menschen übertragen ist meine Empfehlung an alle Eltern: Schicken Sie die Kinder zum Spielen vor die Tür, aber gönnen Sie ihnen danach ein reichhaltiges Abendessen, wenn sie clever, groß und stark werden sollen“, so Julia Ostner. (Science Advances, 2015; )
(Deutsches Primatenzentrum GmbH – Leibniz-Institut für Primatenforschung, 17.08.2015 – NPO)