Sonnensystem

Marsmond Phobos bricht langsam auseinander

Lange Risse auf der Mondoberfläche sind erstes Anzeichen für strukturelles Versagen

Deutlich sind die langen, flachen Gräben auf dem Marsmond Phobos zu erkennen. © NASA/JPL-Caltech/University of Arizona

Instabiler Trabant: Der Marsmond Phobos zeigt erste Anzeichen für strukturelle Schwächen. Flache Risse in seiner Oberfläche deuten darauf hin, dass der Mond auseinanderbrechen wird – allerdings erst in mehreren Millionen Jahren. Schuld daran sind die Gezeitenkräfte des Mars, die den ohnehin nur lose zusammenhaltenden Trabanten immer weiter auseinander ziehen, wie NASA-Forscher berichten.

Der Marsmond Phobos ist nicht gerade ein Riese: Gerade einmal 26 mal 22 Kilometer ist er groß. Zudem umkreist er den Roten Planeten in nur 6.000 Kilometern Entfernung – näher als jeder andere Mond im Sonnensystem seinen Planeten. Auffällig auch: Phobos ist unregelmäßig geformt. Forscher vermuten deshalb, dass er aus Trümmerbrocken entstand, die bei einer Kollision in der Frühzeit des Sonnensystems übrigblieben.

Aufnahmen von Raumsonden zeigen, dass Phobos zudem auf seiner Oberfläche eine Reihe von langgezogenen Gräben besitzt. Zunächst glaubte man, dass diese flachen Risse durch den Einschlag des Meteoriten verursacht wurden, der auch den großen Stickney-Krater in der Mondoberfläche hinterließ. Doch dann müssten die Risse alle konzentrisch vom Krater ausgehen, was sie jedoch nicht tun.

Durchgewalkter Geröllhaufen

Terry Hurford vom Goddard Space Flight Center der NASA und seine Kollegen liefern nun eine andere Erklärung für die Gräben auf Phobos: „Wir glauben, dass Phobos dabei ist, seine Stabilität zu verlieren und dass diese Gräben das erste Anzeichen für dieses strukturelle Versagen sind“, so Hurford. Dies ergibt sich aus Modellrechnungen und Simulationen, die die Forscher durchführten, um mögliche Ursachen für die Risse zu prüfen.

Der Stickney-Krater ist wohl nicht schuld an den Rissen © NASA/JPL-Caltech/ University of Arizona

Nach Ansicht der Forscher sind die Gräben Dehnungsrisse, die anzeigen, dass die Gezeitenkräfte des nahen Mars den kleinen Mond allmählich auseinanderziehen. Möglich wird dies deshalb, weil Phobos kein massiver Gesteinsklumpen ist, sondern eher einem porösen Geröllhaufen gleicht. Sein Inneres hat nur eine geringe Dichte, die auf zahlreiche Hohlräume hindeutet. Umgeben ist dieses schwammartige Innenleben von einer rund 100 Meter dicken, pudrigen Regolithschicht.

Immer mehr Dehnungsrisse

Dieser nicht gerade massive Aufbau macht Phobos besonders anfällig für die zerstörerische Kraft der wechselnden Marsanziehung, wie die Forscher berichten. In ihrem Modell führten diese Kräfte dazu, dass zunächst immer mehr Dehnungsrisse im Regolith des Phobos auftraten. Dies passt sehr gut zu Beobachtungen, nach denen einige der Gräben auf dem Marsmond jünger sind als andere – es kommen demnach tatsächlich immer neue Risse hinzu.

Zudem sinkt der Orbit des Phobos pro Jahrhundert um rund zwei Meter ab – die Gezeitenkräfte des Roten Planeten werden dadurch immer stärker. Irgendwann wird der kleine Mond komplett auseinander brechen und auf den Mars stürzen. Bis es soweit ist, werden allerdings noch 30 bis 50 Millionen Jahre vergehen, so Hurford und seine Kollegen. Ein ähnliches Schicksal wird auch den Neptunmond Triton ereilen: Auch er hat bereits Risse und fällt langsam auseinander.

(NASA, 11.11.2015 – NPO)

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