Forscher geben Entwarnung: Vorerst ist wohl keine Umpolung des Erdmagnetfelds in Sicht. Denn das Magnetfeld ist trotz sinkender Feldstärke noch doppelt so stark wie im Durchschnitt der letzten fünf Millionen Jahre, wie die Wissenschaftler festgestellt haben. Wann der Magnetdynamo der Erde tatsächlich schwächelt und sich sogar umkehrt, lässt sich unmöglich vorhersagen, schreiben die Forscher im Journal „Proceedings of the National Academy of Sciences“.
Ein Kompass zeigt zuverlässig auf den magnetischen Nordpol, immer entlang der Feldlinien des Magnetfelds der Erde. So eindeutig funktionierte dieses Prinzip jedoch nicht während der gesamten Erdgeschichte: Schon mehrfach änderte das Magnetfeld seine Polarität, der Nordpol wurde zum Südpol und umgekehrt. Die Ursachen für diesen Wechsel sind noch nicht gänzlich aufgeklärt, mögliche Störfaktoren sind aber geologische Anomalien, welche die Konvektionsströme im Erdmantel beeinflussen.
Magnetfeldwechsel überfällig?
Die Ursachen zu finden, ist auch deshalb schwierig, weil die Umpolungsereignisse keinem erkenbaren Muster folgen: „Manchmal passiert 40 Millionen Jahre lang kein Wechsel. Zu anderen Zeiten gibt es zehn Wechsel in einer Million Jahre“, sagt Huapei Wang vom Massachusetts Institute of Technology (MIT). „Im Schnitt dauert es zwischen zwei Wechseln ein paar hunderttausend Jahre. Der letzte war vor etwa 780.000 Jahren, der nächste Wechsel ist also eigentlich überfällig.“
Diese ausstehende Umpolung zeichnete sich bereits ab: In den letzten 200 Jahren hat die Feldstärke des Erdmagnetfelds kontinuierlich abgenommen. Einige Wissenschaftler schätzten, dass es bei der gegenwärtigen Rate in etwa 2.000 Jahren soweit sein müsste. In dem dann vorrübergehend geschwächten Magnetfeld wäre die Erde dem Sonnenwind fast schutzlos ausgeliefert. Elektronische Geräte könnten ausfallen, und die stärkere Strahlenbelastung könnte zu mehr genetischen Mutationen führen. Polarlichter wären dann fast auf der ganzen Erde sichtbar, aber viel schwächer.