
Temperaturen im Jahr 2015 im direkten Vergleich zu denen der Vorjahre. © NOAA
Rekorde sind nicht naturbedingt
Ob an diesem neuerlichen Rekord nur der besonders starke El Nino schuld ist oder doch der Klimawandel, haben Michael Mann von der Pennsylvania State University und seine Kollegen nun genauer untersucht. Sie kombinierten dafür Beobachtungsdaten und Simulationen des Klimasystems auf eine Weise, die es ihnen ermöglichte, die natürlichen Schwankungen des Klimas beispielsweise durch den El Nino besser vom menschgemachten Klimawandel zu trennen.
Das Ergebnis: Die Wahrscheinlichkeit, dass die Klimarekorde der jüngsten Zeit nur auf natürliche Klimaschwankungen zurückgehen, liegt zwischen 1 zu 5.000 und 1 zu 170.000 – sie ist demnach verschwindend gering. Dass 13 der 15 wärmsten Jahre in diesem Jahrhundert gemessen wurden, ist daher definitiv kein Zufall oder eine bloße Laune der Natur, wie die Forscher betonen.
„Natürliche Klimaschwankungen können die beobachteten Wärmerekorde nicht erklären, aber der menschgemachte Klimawandel kann es“, erklärt Koautor Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Und der erst nach Abschluss ihrer Studie verkündete Klimarekord von 2015 macht die Schuld des Menschen an dieser Entwicklung noch wahrscheinlicher. „2015 ist wieder das wärmste je gemessene Jahr, und das kann kaum Zufall sein“, so Rahmstorf.

Meereshöhen-Anomalie im Pazifik Anfang Dezember 2015 - der El Nino ist voll im Gange © NOAA
Wärmeschub vom Pazifik?
Der zurzeit anhaltende besonders starke El Nino könnte die Situation in Zukunft noch verschärfen. Denn nach dem letzten starken El Nino von 1998 befand sich die Pazifische Dekadische Oszillation (PDO) in einer negativen Phase, wie Klimaforscher berichten. Diese natürliche, rund 15 bis 30 Jahre anhaltende Klimaschwankung sorgte dafür, dass die Temperaturen im Ostpazifik niedriger waren als normal – und trugen möglicherweise zur vorübergehenden Pause im Klimawandel nach 2000 bei.
Doch seit 2014 hat sich dies möglicherweise umgekehrt. „Es sieht so aus, als wenn wir beim PDO die Phasen gewechselt haben“, berichtet Kevin Trenberth vom National Center for Atmospheric Research (NCAR) in Boulder. Sollte die Oszillation ins Positive umschlagen, würde bedeuten, dass zur ohnehin zunehmenden anthropogenen Erwärmung noch ein natürlicher Wärmeschub durch die pazifische Oszillation hinzukäme.
Nur das I-Tüpfelchen
„In den nächsten zehn Jahren könnten wir dadurch noch höhere Raten der Erwärmung sehen“, warnt Trenberths Kollege Jerry Meehl. Noch ist dies allerdings eher Spekulation. Denn das britische MetOffice berichtet über erste Anzeichen dafür, dass der Nordatlantik in eine kühlere, negative Phase eintritt. Ob dies den pazifischen Wärmeschub ausgleicht oder nicht, müssen künftige Messungen zeigen.
Grundsätzlich gilt jedoch: Im Vergleich zu der bereits vom Menschen verursachten Erwärmung sind diese Klimaschwankungen eher Peanuts. „Sie können bestimmen, welches Jahr den nächsten Rekord bricht“, erklärt Adam Scaife vom britischen MetOffice. Aber ihr Anteil an der grundsätzlichen Erwärmung sei eher gering. El Nino und dekadische Oszillationen sind sozusagen das I-Tüpfelchen der Klimaentwicklung. (MetOffice, NOAA, Nature Climate Change, 2016)
(MetOffice, NOAA, Nature Climate Change, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, 26.01.2016 – NPO)
26. Januar 2016