Genetik

Frühaufstehen liegt in unseren Genen

Forscher identifizieren 15 Gene, die Morgenmenschen von Nachteulen unterscheiden

Ob wir Frühaufsteher oder Nachteulen sind, bestimmt auch unsere DNA © Bruce Rolff/ iStock.com

15 Gene machen den Unterschied: Ob wir Frühaufsteher oder Nachteule sind, wird auch von unseren Genen bestimmt. Welche dies sein könnten, haben Forscher nun durch DNA-Vergleich bei fast 90.000 Menschen herausgefunden. Demnach unterscheiden sich Morgenmenschen in 15 Genen von ihren länger schlafenden Mitmenschen, wie die Forscher im Fachmagazin „Nature Communications berichten.

Unsere innere Uhr bestimmt den Tagesrhythmus unseres Körpers: Sie beeinflusst, wann wir müde werden, wann bestimmte Stoffwechselprozesse auf Hochtouren laufen und auch, ob wir Frühaufsteher oder Nachteulen sind. Aber warum quälen sich einige Menschen morgens mühevoll aus dem Bett, während andere schon beim Morgengrauen topfit sind?

Schon länger gibt es Hinweise darauf, dass diese chronobiologischen Vorlieben zumindest zum Teil erblich sein könnten. Weil auch unsere innere Uhr von Genen gesteuert wird, liegt dieser Verdacht zudem nahe. „Wir wollten mehr darüber herausfinden, warum manche Menschen lieber früh aufstehen“, erklärt Erstautorin Youna Hu von der Firma 23andMe.

15 Gene sind anders

Auf der Suche nach „Frühaufsteher-Genen“ durchforstete Hu gemeinsam mit Kollegen das Erbgut von knapp 90.000 Menschen, die ihre DNA-Daten dem Unternehmen für Genanalyen zur Verfügung gestellt hatten. In einem ergänzenden Internetfragebogen hatten alle Teilnehmer unter anderem angegeben, ob sie eher Morgenmenschen oder Nachteulen sind.

Immer früh wach? Daran könnten 15 Gene schuld sein. © Jaykay/ iStock.com

Und tatsächlich wurden die Forscher fündig: Der Vergleich von mehr als acht Millionen Genorten ergab 15 auffallende Parallelen. Bei den Morgenmenschen fanden sich an diesen Stellen in der DNA sehr häufig die gleichen Abfolgen von Basenpaaren, wie die Wissenschaftler berichten. Interessanterweise finden sich diese potenziellen Frühaufsteher-Gene häufiger bei Frauen als bei Männern.

Verbindung zur inneren Uhr

Sieben der jetzt identifizierten DNA-Abschnitte liegen in der Nähe von Genen, die bereits für ihre Rolle bei der Regulation der inneren Uhr bekannt sind. Sie sind unter anderem für unsere Sensibilität gegenüber dem Tageslicht verantwortlich, regulieren die Schlafdauer oder den REM-Schlaf, so Hu und ihre Kollegen. Ein Gen spielt, wenn es verändert ist, zudem eine Rolle bei Narkolepsie.

Bei vier weiteren jetzt identifizierten Genen geben Tierstudien zumindest Hinweise darauf, dass sie ebenfalls eine Rolle für den zirkadianen Rhythmus spielen könnten. „Der Zusammenhang der restlichen Genorte unter den 15 ist dagegen weit weniger klar“, räumen die Forscher ein. Ihre Funktion muss daher nun noch genauer untersucht werden. Dennoch spricht ihrer Ansicht nach einiges dafür, dass diese Genvarianten dazu beitragen, einen Menschen zum Frühaufsteher zu machen.

Weniger Depressionen und Schlafprobleme?

Die Auswertungen enthüllten auch Zusammenhänge zwischen den Frühaufsteher-Genen und bestimmten, von den Teilnehmern angegebenen Persönlichkeits-Merkmalen. So neigen Frühaufsteher signifikant seltener zu Schlafproblemen, dem Restless-Leg Syndrome oder nächtlichen Atemaussetzern als Nachteulen.

Auch Depressionen kommen bei Frühaufstehern rund ein Drittel seltener vor als bei Langschläfern, wie die Auswertungen ergaben. Zudem scheint es, als wenn Morgenmenschen tendenziell ein etwas geringeres Körpergewicht haben – der Body-Mass-Index der Frühaufsteher unter den Probanden lag im Schnitt leicht niedriger.

Allerdings: „Hinweise auf einen kausalen Zusammenhang haben wir aber nicht gefunden“, betonen die Forscher. Ob es für diese und die anderen Merkmale eine Verbindung auf genetischer Ebene gibt, ist bisher noch völlig unklar. (Nature Communications, 2016; doi: 10.1038/ncomms10448)

(Nature, 03.02.2016 – NPO)

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