Klima

Längere Flugzeiten durch Klimawandel

Beschleunigte Jetstreams beeinträchtigen Flüge über den Atlantik

In Zukunft länger in der Luft: Flugzeuge über dem Atlantik © freeimages

Schlechte Nachrichten für Vielflieger: Transatlantische Flüge könnten in Zukunft länger dauern als gewohnt. Denn durch die Erderwärmung verändern sich die Windverhältnisse in Flughöhe. Der sogenannte Jetstream wird schneller, wie ein britischer Forscher berechnet hat. Vor allem für Flüge in Richtung Westen bedeutet das nicht nur einen erheblichen Zeitverlust – sondern auch mehr Kosten für Treibstoff und zusätzliche umweltschädliche Emissionen.

Der Klimawandel wird in Zukunft viele Bereiche unseres Lebens merklich beeinflussen – auch den Verkehr. Schon jetzt sorgt tauender Permafrost in der Arktis dafür, dass Flughäfen und Straßen aufgrund instabil gewordener Gebiete verlegt werden müssen. Und auch wenn es paradox klingt: Die Erderwärmung könnte sogar die bisher nur in einigen arktischen Sommern befahrbare Nordwestpassage stärker blockieren, anstatt den Seeweg freizulegen, wie Wissenschaftler prognostizieren.

Auch den Flugverkehr könnte die globale Erwärmung künftig verändern. Der Klimaforscher Paul Williams von der University of Reading hat kalkuliert, wie sich erhöhte Mengen an Kohlenstoffdioxid in der Atmosphäre auf Flüge zwischen Europa und Nordamerika auswirken könnten – und deutliche Effekte auf die Flugzeiten ausgemacht. Schon 2013 hatte er festgestellt, dass sich die Turbulenzen auf dieser Strecke durch den Klimawandel mehren könnten.

Jetstream wird schneller

Williams ist für seine Simulation von einer Verdopplung des CO2-Gehalts ausgegangen – die wird im Laufe der nächsten Jahrzehnte eintreten, wenn es nicht gelingt, die Emissionen schnell zu reduzieren. Mithilfe von Klimamodellen und einem sogenannten Routing-Algorithmus, der für die Flugplanung genutzt wird, berechnete Williams dann, wie sich durch die neuen Bedingungen die Windverhältnisse verändern und welchen Einfluss das auf transatlantische Flüge zwischen London und New York hat.

Seine Berechnungen zeigen: Der Klimawandel wird den Jetstream entlang der Flugroute beschleunigen. Diese starken Winde wehen in großen Höhen von Westen nach Osten über den Atlantik. Auf der Strecke zwischen dem Londoner Heathrow und dem John F. Kennedy Flughafen wird der Jetstream der Prognose zufolge vor allem im Winter 15 Prozent schneller werden, sich von etwa 77 Kilometer pro Stunde auf 89 Kilometer pro Stunde beschleunigen.

Längere Flüge, mehr Emissionen

Für Passagiere, die Richtung Westen unterwegs sind, ist das eine schlechte Nachricht: Ihre Flüge werden mehr Zeit in Anspruch nehmen. „Flüge nach New York werden doppelt so häufig über sieben Stunden dauern“, sagt Williams. Wer gen Osten fliegt, hat dagegen Glück: Diese Flüge werden dank stärkerem Rückenwind etwas schneller werden – jedoch nicht so viel schneller, als dass sie den Zeitverlust der längeren Westwärts-Flüge kompensieren könnten. „Für Hin- und Rückflug braucht man insgesamt länger“, so Williams.

Diese Animation zeigt den Verlauf des Jetstreams auf der Nordhalbkugel der Erde.© NASA/GSFC

Alles in allem schätzt der Wissenschaftler, dass transatlantische Flieger jedes Jahr bis zu 2.000 zusätzliche Stunden in der Luft verbringen könnten. Dadurch würden sie auch erheblich mehr Treibstoff verbrauchen – eine kostspielige wie umweltschädliche Angelegenheit. Die längeren Flugzeiten würden laut Williams Berechnungen nicht nur jährlich mit 22 Millionen Dollar für Treibstoff zu Buche schlagen. Sie würden auch eine Extraportion von 70 Millionen Kilogramm Kohlenstoffdioxid in die Atmosphäre schleudern.

„Nur die Spitze des Eisbergs“

„Und das könnte nur die Spitze des Eisbergs sein“, glaubt Williams. Jetstream-Winde wehen nämlich rund um den Globus. Flüge in anderen Teilen der Erde könnten deshalb künftig von ähnlichen Effekten betroffen sein.

„Immer wieder wird die Luftfahrtindustrie angehalten, klimafreundlicher zu werden. Meine Studie zeigt nun erstmals, dass auch die Luftfahrt selbst die Effekte des Klimawandels zu spüren bekommen wird“, schließt Williams. (Environmental Research Letters, 2016; doi: 10.1088/1748-9326/11/2/024008)

(Environmental Research Letters, 10.02.2016 – DAL)

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