Religion als Sozialkitt? Der Glaube an eine allwissende, strafende Gottheit könnte unseren Vorfahren die Bildung erster Zivilisationen erleichtert haben. Denn diese religiöse Überzeugung fördert die Kooperation mit Unbekannten gleichen Glaubens, wie ein Experiment mit Menschen aus acht verschiedenen Kulturen belegt. Der Glaube könnte damit den Übergang von Familienclans zu großen, komplexen Gesellschaften gefördert haben, wie Forscher im Fachmagazin „Nature“ berichten.
Glaube und Religion sind nicht nur Privatsache, sie beeinflussen auch, wie wir mit anderen umgehen und prägen damit unsere Gesellschaften. Gleichzeitig beeinflusst die Umwelt, welches Gottesbild in einer Kultur dominiert. Ob umgekehrt der Glaube vielleicht auch eine Triebkraft bei der Entstehung der ersten Zivilisationen war, darüber spekulieren Forscher schon seit längerem.
Vom Familienclan zur anonymen Masse
Denn unsere Jäger-und-Sammler-Vorfahren lebten ursprünglich in kleinen, überschaubaren Familienclans zusammen – jeder kannte jeden. Das aber änderte sich mit der Bildung größerer, komplexerer Gesellschaften. Jetzt gehörten auch weit entfernt lebende Fremde plötzlich dazu und forderten Hilfe, Vertrauen und Kooperation ein – eine ganz neue Situation.
In dieser Situation, so die Hypothese, könnte die Religion eine Schlüsselrolle gespielt haben – indem sie Fremde zu Glaubensgenossen und damit zu vertrauenswürdigen Clan-Mitgliedern machte. „Der Glaube an moralische, strafende und allwissende Götter könnte die Ausdehnung der Kooperation, des Vertrauens und der Fairness auch auf entfernte Glaubensgenossen gefördert haben“, erklären Benjamin Grant Purzycki von der University of British Columbia und seine Kollegen.