Spannender Fund: Hinter dem Grab des Tutanchamun könnten weitere Kammern liegen. Radarmessungen zeigen Hohlräume hinter der Nord- und Westwand, sowie Hinweise auf verborgene Türrahmen. Zudem gibt es Indizien dafür, dass die Kammern organisches Material und Metall enthalten. Ob es sich jedoch tatsächlich um ein unberührtes Grab handelt und gar das von Königin Nofretete, ist noch ungewiss.
Die Entdeckung seines unberührten Grabes im Jahr 1922 durch Howard Carter und die darin gefundenen Schätze, darunter die goldene Totenmaske, machten den jung gestorbenen Pharao Tutanchamun zum Star. Kaum weniger bekannt ist jedoch seine Stiefmutter Nofretete – nicht zuletzt wegen einer Gipsbüste, die in Berlin ausgestellt ist. Doch ihre Mumie und ihr Grab wurden bisher nicht gefunden.
Grab in Eile umgewidmet?
Schon im letzten Jahr sorgte der Archäologe Nicholas Reeves von der University of Arizona für Aufsehen. Er hatte Scans der Wände in Tutanchamuns Grab analysiert und dabei feine Linien entdeckt, die seiner Ansicht nach auf zwei verborgenen Türen hindeuten könnten. Zudem ist das Grab ungewöhnlich klein für einen männlichen Pharao und einige der Kartuschen mit seinem Namen sehen aus, als wenn dort zuvor ein anderer Name gestanden hätte.
Reeves schloss daraus, dass das Grab ursprünglich nicht für den Pharao gedacht war, sondern gewissermaßen in Eile zweckentfremdet wurde. „Ich denke, dass Tutanchamuns Grab eigentlich das Grab einer Königin war“, so Reeves. „Der äußere Teil des Grabes wurde schnell erweitert, um ihm ein angemessenes königliches Begräbnis zu geben.“ Der Hauptteil des Grabes jedoch, so seine Theorie, liegt noch immer unberührt und versteckt hinter dem Grab des Tutanchamun.
Zwei Hohlräume
Um diese Theorie zu prüfen, haben nun japanische Forscher um den Radarspezialisten Hirokatsu Watanabi die nördlichen und westlichen Rückwände des Grabes durchleuchtet. Und offenbar wurden sie dabei fündig: Die Radarkartierung zeigte hinter den Wänden helle Flächen, die auf Hohlräume hindeuten könnten, wie der ägyptische Antikenminister Mamdouh Eldamaty berichtet.
Man sei zu 90 Prozent sicher, dass sich hinter diesen Wänden zwei weitere Kammern befinden, sagte Eldamaty. Die Radaraufnahmen zeigten zudem Strukturen in den Wänden, die auf Türrahmen hindeuten könnten. Weitere Radarmessungen sollen nun Ende März folgen, um die Ergebnisse zu überprüfen und den besten Weg herauszufinden, um diese Kammern möglichst schonend zu öffnen.
Organisches Material hinter der Wand
Und noch etwas ergaben die Radarmessungen: Die Forscher haben offenbar Strukturen gefunden, die auf die Präsenz organischen Materials in beiden Hohlräumen und zusätzlich von Metall hinter der Nordwand hindeuten. Das weckt die Hoffnung, dass sich dahinter tatsächlich ein unberührtes Grab verbergen könnte. „Das wäre die Entdeckung des Jahrhunderts“, sagte Eldamaty.
Doch ob es sich bei den organischen Materialien um eine Mumie handelt, lässt sich bisher noch nicht sagen. „Bisher kann ich nicht sagen, was diese organischen Materialien sein könnten“, betonte Eldamaty gegenüber dem Magazin Ahram Online. „Es könnte eine Mumie sein, ein Sarkophag oder irgendetwas – wir wissen es nicht.“
Wer könnte dort begraben sein?
Und selbst wenn es eine Mumie wäre, ist ihre Identität alles andere als klar. Im Gegensatz zu Reeves glaubt Eldamaty nicht daran, dass hier Nofretete begraben liegen könnte. Er hält es für wahrscheinlicher, dass Tutanchamuns Schwester Merit-Atun, seine Mutter Kia oder aber seine Großmutter Teje dort liegen.
Reeves dagegen sieht sich von diesen Funden in seiner Theorie bestätigt. Für ihn ist klar, dass es sich um das versteckte Grab der Königin Nofretete handeln muss. „ich habe nicht gefunden, was mich an diesen Schlussfolgerungen zweifeln lässt“, konstatierte er. Klar ist damit, dass das Grab des Tutanchamun einmal mehr im Fokus des Weltinteresses steht – es bleibt spannend.
(_, 18.03.2016 – NPO)