Von wegen ruhig und stetig: Die Unterseevulkane entlang der mittelozeanischen Rücken können weitaus gewaltigere Ausbrüche verursachen als bislang gedacht. Hinweise auf solche extremen Aktivitätsphasen haben Forscher jetzt am Mittelatlantischen Rücken nördlich von Island entdeckt. Dort gibt es möglicherweise alle rund 30.000 Jahre Perioden von enormen Eruptionen – und Ähnliches könnte auch für andere mittelozeanische Rücken gelten.
Wie feurige Nähte ziehen sich die mittelozeanischen Rücken durch die Meere. An ihnen quillt Lava aus der Erde und bildet fortwährend neue ozeanische Kruste. „Etwa 70 Prozent der Erdoberfläche wurden durch vulkanische Eruptionen an den mittelozeanischen Rücken erzeugt“, erklärt Erstautorin Isobel Yeo vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. Die meisten dieser Vulkanzonen fördern diese Lava heute stetig, aber wenig explosiv. Doch bereits 2015 stießen Forscher auf Indizien dafür, dass Unterseevulkane einst weitaus aktiver waren.
Rätsel der „fehlenden“ Aktivität
Weitere Hinweise auf solche Mega-Ausbrüche haben nun Yeo und ihre Kollegen rund 500 Kilometer nördlich von Island entdeckt. Für ihre Studie hatten sie alte Lavaströme am Grund des Kolbeinsey Rückens untersucht, einem Teil des Mittelatlantischen Rückens. Anhand von Bohrkernen und den Sonardaten des autonomen Unterwasserfahrzeugs ABYSS kartierten und datierten die Forscher dort 18 Lavafelder und 145 Seamounts.
Das Ergebnis: In den letzten rund 8.000 Jahren traten an diesen Unterseevulkanen rund vier Kubikkilometer an Lava aus. Das klingt viel, ist aber gemessen an dem Krustenwachstum und dem tektonischen Auseinanderdriften an diesem Teil des Rückens überraschend wenig: „Die Menge an Lava, die wir gefunden haben, ist nicht ausreichend, um in dieser Region eine Kruste mit einer durchschnittlichen Dicke von sieben bis zehn Kilometern aufzubauen“, sagt Yeo.