Falscher Buchstabe im Erbgut: Die als Durchbruch gefeierte Genschere CRISPR/Cas9 kann nun auch Punktmutationen korrigieren – Fehler im Erbgut, bei denen nur eine Base ausgetauscht ist. Diese Mutationen sind die Wurzel vieler Erbkrankheiten und gelten als Risikofaktoren beispielsweise für Alzheimer. Forschern ist es nun gelungen, mit CRISPR/Cas9 erstmals einen solchen Genfehler im Alzheimer-Risikogen APOE4 zu korrigieren, wie sie im Fachmagazin „Nature“ berichten.
Die Genschere CRISPR/Cas9 gilt als Meilenstein der Genforschung, denn mit ihr besitzen Forscher ein Werkzeug, mit dem sie schnell, einfach und günstig das Erbgut editieren können – und das noch dazu relativ treffsicher. Bereits jetzt wurden Mäuse mit Hilfe von CRIPR/Cas9 von einem erblichen Muskelschwund geheilt,Schweine bekamen eine Virenresistenz und in China haben Forscher schon zweimal den höchst umstrittenen Eingriff in das Erbgut eines menschlichen Embryos gewagt.
Umwandeln statt herausschneiden
Eine der Hauptursachen für erbliche Krankheiten ließ sich jedoch mit CRISPR/Cas9 bisher nicht präzise genug beseitigen: die Punktmutation. Setzten man dafür die Genschere ein, kam es häufig zu zufälligen Einfügungen oder dem Wegfall ganzer DNA-Sequenzen. Diese als „indels“ bezeichneten Fehler treten auf, weil das Schneiden des DNA-Doppelstrangs zelleigene Reparaturmechanismen aktiviert, die dann diese Fehler verursachen.
David Liu und seine Kollegen von der Harvard University in Cambridge haben nun jedoch CRISPR/Cas9 so modifiziert, dass die Genschere die DNA nicht mehr schneidet. Dadurch entfällt das Problem der unerwünschten Indels. Stattdessen kann die Genschere nun mit Hilfe angehängter Enzyme direkt im DNA-Strang eine Base in eine andere umwandeln – und so die Punktmutationen korrigieren.