
In der Dämmerungszone der beiden inneren Planeten könnte es kühl genug für flüssiges Wasser sein. © ESO/ M. Kornmesser
Mindestens drei Planeten
Bei Beobachtungen mit dem belgischen 60-Zentimeter-Teleskop TRAPPIST (TRAnsiting Planets and PlanetesImals Small Telescope) am La Silla-Observatorium in Chile entdeckten die Astronomen ein regelmäßiges Abdimmen des Lichts dieses Zwergsterns. Sie schließen daraus, dass mindestens drei Planeten im Transit vor dem Stern vorüberziehen. Dies ist das erste Mal, dass Planeten um einen solchen ultrakalten Zwerg gefunden wurden.
„Bisher war die Existenz solcher ‚roter Welten‘, die sehr kühle Zwergsterne umkreisen, reine Theorie“, betont Koautor Emmanuël Jehin von der Universität Lüttich. „Aber jetzt haben wir nicht nur einen einzelnen Planeten um solch einen lichtschwachen roten Stern, sondern gleich ein komplettes System mit drei Planeten!“
Lebensfreundliche Gebiete
Eingehendere Untersuchungen mit weiteren Teleskopen ergaben, dass die drei Planeten ähnlich groß sind wie die Erde. Zwei von ihnen umkreisen den Zwergstern sehr nah in nur 1,5 und 2,4 Tagen, der dritte Planet hat eine weniger gut bestimmte Umlaufdauer im Bereich zwischen 4,5 und 73 Tagen.
„Mit solch kurzen Umlaufperioden sind die Planeten zwischen 20 und 100 Mal näher an ihrem Stern als die Erde zur Sonne“, erklärt Gillon. Wahrscheinlich führt dies dazu, dass sie ihrer Sonne dabei immer die gleiche Seite zukehren. Weil der Zwergstern aber sehr lichtschwach ist, bekommen die beiden inneren Planeten, TRAPPPIST-1b und -1c, trotz dieser Nähe nur die vierfache und zweifache Strahlungsmenge wie die Erde.

Die drei erdähnlichen Planeten um TRAPPIST-1 sind der erste Beleg für Erdzwillinge um solche ultrakalten Zwerge. © ESO/M. Kornmesser/N. Risinger (skysurvey.org)
Damit liegen diese Planeten knapp innerhalb der habitablen Zone, wie die Forscher berichten. „Ihre Temperatur ist niedrig genug, dass es auf ihnen lebensfreundliche Regionen geben könnte – vor allem an den westlichen Grenzen ihrer Tagseite“, erklären die Astronomen. In dieser dämmrigen Übergangszone zwischen Tag- und Nachtseite könnte sich flüssiges Wasser halten.
Gewissheit noch innerhalb unserer Generation
Der dritte Planet, TRAPPIST-1d, könnte sogar mitten in der habitablen Zone kreisen, oder aber knapp außerhalb. Seine Bahn ist noch nicht genau genug bestimmt, um hier genauere Aussagen treffen zu können. „Ob die Planeten lebensfreundlich sind, hängt noch von mehreren unbekannten Faktoren ab, darunter ihrer Zusammensetzung, ihrer Entstehung und Geschichte und dem Grad der extremen UV-Strahlung von ihrem Stern“, sagen die Forscher.
Diese Faktoren wollen die Astronomen daher nun als nächstes mit Hilfe von Teleskopen rund um den Globus klären. Der große Vorteil: „Diese Planeten sind so nah und ihr Stern ist so klein, dass wir ihre Atmosphäre und Zusammensetzung ermitteln können“, sagt Koautor Julien de Wit vom Massachusetts Institute of Technology (MIT). „Noch innerhalb unserer Generation werden wir herausfinden, ob diese Planeten bewohnt sind. Das ist ein echter Jackpot für unser Fachgebiet!“
Mehr Erdzwillinge in unserer Nähe als gedacht
Genauere Daten erhoffen sich die Astronomen vor allem von mehreren Teleskopen, die zurzeit im Bau sind, darunter das 2018 startende James Webb Weltraumteleskop der NASA und das E-ELT an der Europäischen Südsternwarte in Chile. Spannend auch: Immerhin 15 Prozent der Sterne in der Nähe des Sonnensystems sind kalte Zwerge wie TRAPPIST-1.
„Wenn erdähnliche Planeten um solche Sterne normal sind, dann könnte es sehr viel mehr lebensfreundliche Planeten in unserer Nähe geben als bisher angenommen“, sagt Koautor Adam Burgasser von der University of California in San Diego. (Nature, 2016; doi: 10.1038/nature17448)
(ESO/ MIT, University of California, 03.05.2016 – NPO)
3. Mai 2016