Taufe für vier Neulinge: Die vier in den letzten Jahren entdeckten chemischen Elemente 113,115,117 und 118 haben nun ihre offiziellen Namen und Elementsymbole erhalten. Drei von ihnen wurden nach den Orten ihrer Entdeckung benannt: Nihonium für Japan, Moscovium für Moskau, Tennessine für den US-Bundesstaat Tennessee. Das Element 118 wird Oganesson getauft, zu Ehren von Yuri Oganessian, eines Pioniers der Schwerionenforschung.
Das Periodensystem wächst: Gerade in den letzten Jahren ist es Forschern gelungen, neue, immer schwerere Elemente zu erzeugen. Diese sind zwar extrem kurzlebig und finden sich nicht in der Natur, aber sie liefern wertvolle Informationen über die Grundeigenschaften der Materie und vielleicht sogar eine Insel der Stabilität unter diesen kurzlebigen Atomen.
Von der Zahl zum Namen
Anfang dieses Jahres hatte das für die Anerkennung und Benennung neuer Elemente zuständige Gremium, die International Union of Pure and Applied Chemistry (IUPAC) vier Neuzugänge zum Periodensystem offiziell anerkannt. Die Elemente 113,115,117 und 118 vervollständigen seither die siebte und vorerst unterste Periode (Reihe) in der Elemente-Tafel.
Jetzt haben diese Neuzugänge auch ihre offiziellen Namen erhalten. Den Regeln der IUPAC folgend müssen die von den Entdeckerlaboren eingereichten Vorschläge die für bestimmte Gruppen (Spalten) des Periodensystems im Englischen üblichen Endungen bekommen: „-ium“ für die Gruppen 1 bis 16, „-ine“ für Halogene und „-on“ für Gruppe 18, zu der auch die Edelgase gehören. Zudem sollten die Namen entweder nach einem Ort oder einer Region, nach einem Mineral, einer Eigenschaft oder einem Wissenschaftler benannt sein.
113 und 115: benannt nach Japan und Moskau
Das Element mit der Ordnungszahl 113 trägt fortan den Namen Nihonium (Nh) – nach dem japanischen Eigennamen Japans „Nihon“, was soviel bedeutet wie das Land der aufgehenden Sonne. Damit soll daran erinnert werden, dass dieses Element am japanischen RIKEN-Forschungsinstitut erzeugt wurde – es ist das erste in Asien entdeckte neue chemische Element.
Element 115 erhält den Namen Moscovium (Mc). Es wurde 2006 im Kernforschungszentrum Dubna in der Nähe von Moskau von einem Team aus russischen und US-amerikanischen Forschern erzeugt. Dafür bombardierten diese eine rotierende Scheibe aus Americium, einem Transuran der Ordnungszahl 95, mit einem energiereichen Calcium-Strahl. Dabei traten in seltenen Fällen Kernverschmelzungen auf: die Geburtsstunde des neuen Elements 115.
117 und 118: ein US-Bundessstaat und ein russischer Kernphysiker
Element 117 wurde 2010 ebenfalls von einem russisch-amerikanische Team erzeugt. Es bekommt den Namen Tennessine (Ts) nach dem US-Bundesstaat Tennessee. Denn am dortigen Oak Ridge National Laboratory wurde als Vorstufe für seine Herstellung zunächst das Element Berkelium (Ordnungszahl 97) erzeugt. Dieses brachten Forscher anschließend nach Dubna, wo es mit Calciumatomen beschossen wurde. Dabei entstanden einige wenige Atome des Elements 117.
Das ebenfalls durch eine US-russische Kooperation entdeckte Element 118 bekommt den Namen Oganesson (Og) – nach dem russischen Kernphysiker Yuri Oganessian. Er war lange Direktor des Kernforschungszentrums Dubna und gilt als Pionier der Forschung an Transactinoiden, den Elementen jenseits der Ordnungszahl 104. Die von ihm entwickelten Methoden spielten eine Schlüsselrolle für die Entdeckung gleich mehrerer neuer Elemente in den letzten Jahren. Oganessian ist nach Glenn Seaborg erst der zweite Mensch nach dem zu Lebzeiten ein Element benannt wurde.
Fünf Monate „Probezeit“
„Auch wenn diese Namenswahlen ein wenig nach Eigenlob riechen, sind sie völlig in Übereinstimmung mit den IUPAC-Regeln“, kommentiert Jan Reedijk von der IUPAC. „Zudem machen sie die Entdeckungen konkret und greifbar. Ich bin begeistert, dass diese Entdeckungen auf internationale Kooperationen zurückgehen.“
Nach der Verkündung der neuen Namensvorschläge folgt nun eine fünfmonatige „Probezeit“, in der Kommentare und mögliche Einwände vorgebracht werden können. Gibt es keine, bekommen die Namen ihre offizielle Gültigkeit.
(IUPAC, 09.06.2016 – NPO)