Vier Tage und Nächte nonstop: Das Solarflugzeug Solar Impulse 2 ist heute zur anspruchsvollsten Etappe seiner Weltumrundung gestartet. Von New York City aus wird der Pilot Bertrand Piccard in einem Nonstopflug den Atlantik überqueren. Geht alles gut, wird der solargetriebene Einsitzer am 23. Juni im spanischen Sevilla landen. Der Flug und die gesamte Weltreise des Flugzeugs sollen demonstrieren, wie leistungsfähig alternative Technologien sein können.
Am 09. März 2015 begann der 35.000 Kilometer weite Flug der Solar Impulse 2 um die Welt. In Abu Dhabi hob das Flugzeug gen Osten ab und begann die erste der zwölf Etappen. Energie liefern dem einsitzigen Flugzeug 17.000 Solarzellen, verteilt auf 72 Metern Flügelspannweite. Sie treiben die vier Motoren an und speisen zudem Strom in die Batterien ein, die während der Nacht Energie liefern.
„Ultimativer Test“
Dass die Solar Impulse sogar tagelange Nonstopflüge bewältigen kann, zeigte sich bereits im vergangenen Jahr: Pilot André Borschberg steuerte den Flieger in fünf Tagen und Nächten von China über den Pazifik nach Hawaii. Geschlafen hat er dabei nur etwa zwei bis drei Stunden am Tag – und das nur in 20-minütigen Häppchen. Auch essen und Klogänge finden im Flug und auf dem Pilotensitz statt.
Jetzt folgt der nächste Nonstopflug: die Atlantiküberquerung. Jahrelang galten Transatlantikflüge als der ultimative Test für Schiffe, Flugzeuge, Segelflieger, Heißluftballons und andere Vehikel – eine erfolgreiche Überquerung bezeugte die Reife und Einsatzfähigkeit des entsprechenden Materials. „Lindberghs Transatlantikflug war der Auftakt in eine neue Zeitrechnung der Luftfahrt und trug zur Entwicklung des Luftverkehrs auf breiter Ebene bei“, sagte Bertrand Piccard vor seinem Start.
„Dann geht das auch im Alltag!“
Der Transatlantikflug der Solar Impulse 2 soll vor allem die Werbetrommel für alternative Antriebe und umweltfreundliche Technologien rühren: „Wenn ein Flugzeug Tag und Nacht ohne Treibstoff fliegen kann, können wir alle auch im Alltag dieselben effizienten Technologien nutzen“, so Bertrand. „Was in einem Flugzeug machbar ist, indem man nicht betrügen kann, ist sicherlich auch auf dem Boden, in unseren Städten und unseren Häusern sowie unseren technischen Geräten anwendbar“, ergänzt Borschberg.
Gestartet ist die Solar Impulse heute am frühen Morgen Ortszeit vom John F Kennedy Flughafen in New York. Zuvor war der Solarflieger einige Tage in einem speziellen Hangar ausgestellt, wo ihn Prominente, aber auch Schulkinder bestaunen konnten. Für Pilot Piccard bedeutet dies eine letze Erholungspause vor seinem anstrengenden Nonstopflug.
Nach der Landung in Sevilla voraussichtlich am 23. Juni folgt schon die letzte Etappe der Weltumrundung: Es geht zurück nach Abu Dhabi, dem Ausgangspunkt der Tour. Am Ziel angelangt wird das Flugzeug mit seinen beiden Piloten rund 35.000 Kilometer und 500 Flugstunden hinter sich haben – angetrieben nur von der Sonne, nicht von Kerosin.
(Solar Impulse, 20.06.2016 – NPO)