Galgenfrist: Der für unser Klima so wichtige Nordatlantikstrom wird bisher kaum vom einströmenden Schmelzwasser beeinträchtigt, wie Forscher herausgefunden haben. Der Grund: Ein Großteil des Süßwassers wird entlang der kanadischen Küste nach Süden abtransportiert und zögert die Abschwächung des Golfstroms hinaus. Allerdings wird sich dies ändern: „Das ist nur eine Galgenfrist“, warnen die Forscher im Fachmagazin „Nature Geoscience“.
Der Golfstrom und die große Umwälzpumpe des Nordatlantikstroms sind entscheidend für unser Klima. Angetrieben werden sie von Unterschieden im Salzgehalt und Temperatur des Meerwassers: Warmes, salziges Wasser sinkt vor Grönland in die Tiefe und strömt als kalte Tiefenströmung nach Süden.
Wie gefährdet ist der Golfstrom?
Doch der Einstrom von Süßwasser aus den schmelzenden Gletschern der Arktis könnte diese Pumpe schwächen oder sogar zum Erliegen bringen. Erste Anzeichen für eine Abschwächung gibt es bereits. Ob und wie stark sich das Schmelzwasser auf den Nordatlantikstrom auswirkt, haben nun Claus Böning vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und seine Kollegen untersucht.
Für ihre Studie haben die Forscher mit Hilfe eines Computermodells die Ausbreitungswege und Auswirkungen des Schmelzwassers detailliert simuliert. Präziser als bisher konnten sie damit auch die Einflüsse erfassen, die kleinräumige Strömungswirbel auf den Wasseraustausch zwischen den flachen grönländischen Küstenmeeren und dem tiefen Ozean haben.