Medizin

Wenig Schlaf im Vorschulalter fördert späteres Übergewicht

Schon eine Stunde spätere Schlafenszeiten erhöhen das Risiko für Fettleibigkeit als Teenager

Ausreichend Schlaf in der Kindheit wirkt sich auf das spätere Leben aus © BrianAJackson/ iStock.com

Weichenstellung im Vorschulalter: Wenn Vorschulkinder eine Stunde zu spät schlafen gehen, kann dies später Übergewicht fördern.Das hat ein Forscherteam in einer Langzeitstudie festgestellt. Wurden Vorschulkinder regelmäßig um 21 Uhr statt um 20 Uhr schlafen gelegt, waren sie im Teenageralter gut doppelt so häufig fettleibig. Schon eine Stunde weniger Schlaf kann demnach bei kleineren Kindern langfristige Folgen haben, so die Forscher.

Schlafmangel kann zu verschiedenen Problemen im Alltag führen. Die Konzentration wird geschwächt, man wird reizbarer und ist nur eingeschränkt in der Lage, seine Aufgaben im Alltag zu bewältigen. Gerät unser Schlafrhythmus aus dem Takt, steigt zudem das Risiko an Depressionen zu erkranken sowie fettleibig zu werden. Vor allem für Kinder ist daher ausreichend Schlaf sehr wichtig.

Jeweils drei verschiedene Schlafenszeiten

Aber wie viel Schlaf sollte es beim Schulkind sein? Und wann heißt es abends am besten: „Ab ins Bett!“ Sarah Anderson von der Ohio State University und ihre Kollegen haben dies in einer Langzeitstudie untersucht.

Dafür erfasste das Forscherteam das Schlafverhalten von 977 Vorschulkindern aus zehn verschiedenen US-Standorten. Die Wissenschaftler teilten die Kinder in drei verschiedene Gruppen ein: Schlafenszeit um 20 Uhr, zwischen 20 und 21 und nach 21 Uhr.

Eine Stunde macht einen großen Unterschied

Als die Kinder 15 Jahre alt waren, untersuchten die Forscher sie erneut und ermittelten, ob sie übergewichtig oder sogar fettleibig waren. Ihre Frage dabei: Lässt sich ein Zusammenhang zwischen der Schlafenszeit als Vorschüler und dem Körpergewicht als Teenager finden – vorausgesetzt andere Einflussfaktoren sind gleich?

Das Ergebnis: Lediglich eines von zehn Kindern, die im Vorschulalter um 20 Uhr ins Bett geschickt wurden, war im Teenageralter stark übergewichtig. Aus der zweiten Gruppe wurden 16 Prozent adipös und bei den als Vorschulkindern erst um 21 Uhr ins Bett geschickten entwickelten 23 Prozent als Teenager starkes Übergewicht.

Zwar kamen frühere Studien bereits zu dem Ergebnis, dass Fettleibigkeit und Schlafmangel zusammenhängen. Die aktuelle Untersuchung zeige jedoch, wie wichtig die Schlafenszeit vor allem im Vorschulalter sein kann, sagt Anderson. Dies sei die erste Studie, die Daten noch aus bis zu zehn Jahren nach dem Vorschulalter ausgewertet habe.

Eine frühe Schlafenszeit ist wichtig

Ein Kind frühzeitig ins Bett zu bringen gibt keine Garantie, dass es auch sofort einschläft, sagt Anderson, ein routiniertes Schlafverhalten kann trotzdem dabei helfen, dass es ausreichend Schlaf bekommt, um zu seiner Höchstform zu kommen. Zudem haben vorige Studien ergeben, dass Kinder biologisch vorprogrammiert sind, um vor 21 Uhr einzuschlafen.

“Es ist wichtig zu beachten, dass eine durchgängig frühe Schlafenszeit für manche Familien schwieriger zu bewerkstelligen ist als für andere”, sagt Anderson. „Wenn die Eltern zum Beispiel lange arbeiten, kann das dazu führen, dass sich die Schlafenszeit wiederum auf den späten Abend verschiebt.“ Dennoch sei es wichtig, gerade für die Kleinen eine frühe Schlafenszeit zumindest anzustreben.

Beziehung zur Mutter spielt auch eine Rolle

Auch in der Studie dauerte das Einschlafen bei rund der Hälfte der Vorschulkinder länger, so dass sie zwar um 20 Uhr im Bett lagen, aber bei der Auswertung der Schlafenszeiten in die mittlere Gruppe (zwischen 20 und 21 Uhr) fielen. Besonders häufig traf dies Kinder, deren Mütter ihnen eher wenig emotionale Unterstützung boten. Sie schliefen oft schlechter ein und waren später im Teenageralter anfälliger für Übergewicht, wie die Forscher berichten.

Die Forscher betonen, dass natürlich auch andere Einflüsse das Körpergewicht von Kindern und Teenagern beeinflussen. Daher müsse der Zusammenhang zwischen Schlafenszeit, Aktivität und Ernährung mit zukünftigem Übergewicht künftig noch weiter untersucht werden. (The Journal of Pediatrics, 2016 )

(The Journal of Pediatrics, 14.07.2016 – TKR)

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