Paläontologie

Wann die letzten Wollmammuts verschwanden

Trinkwassermangel machte Dickhäutern vor 5.600 Jahren den Garaus

Die letzten Wollmammuts Alaskas starben erst vor rund 5.600 Jahren aus. © Dantheman9758/ CC-by-sa 3.0, Wikipedia en

Die letzten ihrer Art: Eine Gruppe von Wollmammuts hat länger überlebt als alle anderen eiszeitlichen Dickhäuter in Alaska – auf einer Insel im Beringmeer. Forscher haben nun herausgefunden, wann die Population genau ausstarb und was zu ihrem Ende beitrug. Ihre Analysen von Sedimentschichten zeigen: Trockenheit und Wasserknappheit machten den Tieren auf der schrumpfenden Insel das Leben schwer – bis die letzten Exemplare vor rund 5.600 Jahren verschwanden.

Mammuts gelten als die Symboltiere für die letzte Eiszeit – und das zu Recht. Schließlich waren die Dickhäuter damals die am weitesten verbreiteten Großsäuger auf unserem Planeten, wie Funde belegen. Zwar stammen die meisten und am besten erhaltenen Mammutrelikte aus dem Permafrostboden Sibiriens. Doch Zähne und Knochen der Tiere wurden auch schon mitten in der US-Großstadt Seattle, auf der griechischen Insel Kreta und sogar in Südspanien entdeckt.

Vor circa 10.000 Jahren starben die meisten der eiszeitlichen „Weltbürger“ jedoch aus. Eine kleine Gruppe Wollmammuts allerdings überlebte auf der abgeschiedenen Sankt-Paul-Insel im Beringmeer. „Als der ansteigende Meeresspiegel die Brücke zum Festland unter Wasser setzte, wurde die Population isoliert. Die Mammuts überlebten dort etwa 5.000 Jahre länger als Populationen auf dem Festland“, schreiben Wissenschaftler um Russell Graham von der Pennsylvania State University in University Park.

Pilzsporen als Hinweis

Radiokarbonanalysen der sterblichen Überreste von fünf auf der Insel gefundenen Dickhäutern datieren das Alter der Tiere auf rund 6.480 Jahre. Doch waren diese Exemplare wirklich die letzten ihrer Art auf der Insel und was brachte der Population das Ende? Dieses Rätsel hat das Forscherteam nun geklärt – mithilfe von Sedimentproben aus einem See.

Graham und seine Kollegen nutzten unter anderem in den Schichten enthaltene Pilzsporen, um das Aussterben der Mammuts zeitlich exakt zu bestimmen. „Diese Pilzarten kommen typischerweise im Dung großer Tiere vor. Ihre Sporen können somit als Marker für die Anwesenheit von Tieren wie Mammuts dienen“, erklärt Graham.

Landschaft auf Saint-Paul-Island © Benson Poppy/ U.S. Fish and Wildlife Service

Die letzten Sedimentschichten, die diese Sporen in großen Mengen enthalten, sind den Analysen der Forscher zufolge etwa 5.650 Jahre alt – plus oder minus 80 Jahre. Da zu dieser Zeit weder Polarbären noch andere große Tiere über die Insel streiften, ist damit klar: Die Sporen befanden sich im Dung von Mammuts. Datierungen von vierzehn neu gefundenen Mammutrelikten kommen zu demselben Ergebnis: „Es ist toll, dass wir das Verschwinden nun so präzise bestimmen können“, sagt Graham.

Wasserknappheit auf schrumpfender Insel

Was aber verursachte das Aussterben der wolligen Dickhäuter? Auch davon erzählen die Sedimentschichten im See auf der Sankt-Paul-Insel. Zur selben Zeit als die Mammuts langsam verschwanden, erlebte die Insel demnach eine Phase extremer Trockenheit. Der See führte immer weniger Wasser und die Qualität des lebenswichtigen Nasses wurde immer schlechter.

Diese klimatischen Veränderungen traten ein, als die Situation auf der Insel ohnehin schon prekär war. Denn ein steter Anstieg des Meeresspiegels hatte die Insel zuvor bereits schrumpfen lassen. Die Mammuts hatten weniger Möglichkeiten auszuweichen und andere Bereiche mit frischem Wasser zu finden, wie die Wissenschaftler berichten. Folglich drängten sich die Tiere auf einer immer kleiner werdenden Fläche – und grasten diese fast vollständig ab. So fanden Graham und seine Kollegen in den entsprechend alten Sedimentschichten des Sees kaum noch Pflanzenpollen.

Durch die fehlende Vegetation kam es, so vermutet das Team, vermehrt zu Erosion: Der See füllte sich mit abgetragenem Material und schrumpfte dadurch weiter. Die Mammuts beschleunigten auf diese Weise wohl ihr eigenes Ableben. Tatsächlich erholte sich die Pflanzenwelt den Sedimentproben zufolge nach dem Aussterben der Wollmammuts recht schnell wieder und die Erosionsprozesse ließen nach.

Verkannter Einflussfaktor

„Unsere Forschung zeigt, dass limitierter Zugang zu Trinkwasser ein bisher oft verkannter Faktor ist, der Aussterbeereignisse vorantreiben kann“, schließt das Team. Zudem offenbarten die Ergebnisse, wie empfindlich insbesondere Populationen von Lebewesen auf kleinen Inseln auf Umweltveränderungen reagieren könnten – selbst ohne menschliche Einflüsse. (Proceedings of the National Academy of Sciences, 2016; doi: 10.1073/pnas.1604903113)

(University of Alaska Fairbanks/ Penn State, 02.08.2016 – DAL)

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