Übermalte Zeichen: Versteckt unter einem fast 500 Jahre alten Codex der Mixteken haben Forscher ein älteres Manuskript entdeckt. Mit Hilfe der Hyperspektral-Bildgebung machten sie unter der weißen Grundierung des Codex weitere bunte Figuren und Symbole sichtbar. Diese stellen neue, bisher unbekannte Ereignisse und Inhalte dar und könnten daher ganz neue Einblicke in die Geschichte dieser präkolumbianischen Kultur geben.
Viele präkolumbianische Kulturen, darunter auch die Maya, hielten wichtige Ereignisse in Codices fest – auf Tierhaut gezeichneten, ziehharmonikaartig gefalteten Manuskripten. Von diesen blieben nur sehr wenige erhalten. Einer davon ist der fünf Meter lange Codex Selden, ein um 1560 von den Mixteken niedergeschriebenes Dokument. Auf der weißen Grundierung berichten Symbole, Bilder und Farben von Herrscherdynastien und geschichtlichen Ereignissen dieser einst in Mexiko verbreiteten Kultur.
Ist der Codex Selden ein Palimpsest?
Schon seit längerem hatten Historiker jedoch den Verdacht, dass sich unter der Grundierung des Codex Selden ältere Aufzeichnungen verbergen könnten. Denn in einigen Kratzern auf der Rückseite des Codex war etwas Farbiges zu erkennen. Weil aber die Mixteken organische Pigmente nutzen, ließen sich diese möglicherweise verborgenen Zeichen nicht per Röntgenlicht sichtbar machen, wie bei anderen alten Manuskripten der Fall.
Abhilfe hat nun die hochmoderne Technik der Hyperspektral-Analyse gebracht. Dabei wird ein Schriftstück in verschiedenen, eng beieinander liegenden Wellenlängen des Lichts durchleuchtet und fotografiert. Durch spezielle Filter und Software lassen sich diese Teilbilder so kombinieren, dass sie zuvor Unsichtbares sichtbar werden lassen.