Anders als im Chemie-Lehrbuch: Der aus der Schulchemie bekannte Iod-Stärke-Komplex hat eine andere Struktur als bisher angenommen. Denn das Iod bildet in ihm ein echtes Polymer – eine Kette aus unendlich aneinandergereihten Iodatomen. Ein solches Polymer aus nur einem Element ist eine echte Rarität – und es ist erst jetzt erstmals gelungen, eine solches Elementpolymer in kristalliner Form zu analysieren, wie die Forscher im Fachmagazin „Angewandte Chemie“ berichten.
Diese Reaktion ist einer der Klassiker der Schulchemie: Träufelt man eine Iod-Kaliumiodid-Lösung auf eine Kartoffel oder ein anderes stärkehaltiges Substrat, färbt sich die Lösung dunkelblau. Das Gleiche geschieht, wenn man eine stärkehaltige Flüssigkeit in eine Iodlösung gibt. Diese Iod-Stärke-Reaktion ist schon seit rund 200 Jahren wohlbekannt.
Kette im Spiralgehäuse
Heute weiß man, dass diese Reaktion durch eine strukturelle Besonderheit der Stärke zustande kommt: Der Zucker Amylose bildet in der Stärke eine spiralig gewundene Kette mit einem Hohlraum in der Mitte. Sind Iodid-Ionen und Iod in der Lösung vorhanden, dringen sie in diesen Hohlraum ein und bilden dort ihrerseits eine Kette.
„Die genaue Natur des Polyiodids in diesem Komplex blieb bisher aber nur unvollständig charakterisiert“, erklären Fred Wudl von der University of California in Santa Barbara und seine Kollegen. Analysen per Raman-Spektroskopie deuteten an, dass die Grundeinheiten dieser Kette jeweils aus einem zentralen Iodid und zwei beiderseits angelagerten Iodmolekülen bestehen.