Medizin

Klimawandel: Heuschnupfen-Plage kommt

Zahl der an Beifuß-Allergie Leidenden wird sich in Europa bis 2050 verdoppeln

Die Beifuß-Ambrosie erzeugt einen besonders stark allergieauslösenden Pollen – und breitet sich aus. © Stefan.lefnaer/ CC-by-sa 4.0

Harte Zeiten für Pollenallergiker: Der Klimawandel könnte in Europa eine neue Heuschnupfen-Welle auslösen. Denn Prognosen nach wird sich die Zahl der Allergiefälle durch Beifußpollen bis 2050 verdopppeln – von heute 33 Millionen auf 77 Millionen Betroffene. Für zwei Drittel dieses Anstiegs ist nach Einschätzungen der Forscher der Klimawandel verantwortlich. Eindämmen ließe sich die Heuschnupfen-Schwemme ein wenig, wenn die Ausbreitung der Beifuß-Ambrosie drastisch eingedämmt wird.

Der Klimawandel bringt schwere Zeiten für Pollen-Allergiker: Studien zeigen, dass sich die Belastung durch Gräserpollen bis zum Ende dieses Jahrhunderts verdoppeln wird. Noch drastischer sieht es bei der Beifuß-Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia) aus: Deren besonders stark allergene Pollen könnten schon bis 2050 um das Vierfache zunehmen.

Welche Folgen hat die künftige Pollenschwemme?

Ursache dieser unerfreulichen Trends ist zum einen der Anstieg der CO2-Werte in der Luft, die das Pflanzenwachstum anregen. Fördernd wirkt aber auch das mildere Wetter, das frühere und längere Blütezeiten erlaubt. Bei der ursprünglich nicht bei uns heimischen Beifuß-Ambrosie kommt hinzu, dass sich bei uns rasant ausbreitet. Zudem kann eine einzige Pflanze kann etwa eine Milliarde von Pollenkörnern pro Saison produzieren.

Was die künftige Pollenschwemme für Allergiker und Heuschnupfen-Geplagte bedeutet, haben nun Michelle Epstein von der Medizinischen Universität Wien und ihre Kollegen erstmals untersucht. Sie werteten dafür Daten zur Ausbreitung der Beifuß-Ambrosie, zur Pollenproduktion und zum künftigen Klima aus und kombinierten diese mit Daten zu Allergiefällen in der Bevölkerung und der Bevölkerungsdichte verschiedener Regionen.

Wird die Ausbreitung der Beifuß-Ambrosie nicht eingedämmt, könnte es bis 2050 sogar 107 MIllionen Heuschnupfen-Betroffene geben. © MedUni Vienna/ Bastl/ pollenwarndienst.at

Deutschland besonders betroffen

Das Ergebnis: Bis 2050 wird sich die Zahl der von einer Beifuß-Allergie betroffenen Menschen in Europa wahrscheinlich mehr als verdoppeln. Sie wird von heute 33 auf dann 77 Millionen steigen. Gleichzeitig könnten sich auch die Allergiesymptome der Betroffenen verschlimmern, weil eine längere Saison und höhere Pollendichten den Allergendruck erhöhen.

Deutschland gehört dabei zu den Ländern, in denen die Heuschnupfen-Welle am stärksten ausfallen wird. Denn in Mittel- und Nordeuropa hat die Beifuß-Ambrosie ihren Siegeszug gerade erst begonnen. Deshalb wird die Zahl der Allergie-Betroffenen in diesen Regionen besonders stark ansteigen, wie die Forscher berichten. In etwas geringerem Maße zunehmen werden Pollenallergien aber auch dort, wo die Ambrosie ohnehin schon wächst.

Kontrolle der Beifuß-Ambrosie wichtig

Den aktuellen Modellrechnungen nach ist der Klimawandel für rund zwei Drittel dieser künftigen Heuschnupfen-Welle verantwortlich. Eine wenn auch geringere Rolle spielt aber auch die Beifuß-Ausbreitung. Wird das invasive Kraut wirksam an der weiteren Ausbreitung gehindert, könnten die Allergiefälle auf „nur“ noch 52 Millionen bis 2050 zurückgehen, wie die Forscher errechneten.

Kann sich die Beifuß-Ambrosie dagegen nahezu ungehindert ausbreiten, dann könnten bis 2050 sogar 107 Millionen Menschen in Europa unter einer Allergie gegen ihre Pollen leiden. Die Kontrolle dieser invasiven Pflanzenart sei daher enorm wichtig für das öffentliche Gesundheitswesen und die Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels, betonen Epstein und ihre Kollegen.

„Man muss aber auch betonen, dass sich die Auswirkungen des Klimawandels nicht auf die Beifuß-Ambrosie beschränken“, räumt die Forscherin ein. Eine ganze Reihe von anderen pollenproduzierenden Pflanzenarten könnten ebenfalls vom Klimawandel profitieren und zusätzliche Heuschnupfenfälle nach sich ziehen. (Environmental Health Perspectives, 2016; doi: 10.1289/EHP173)

(Medical University of Vienna, 29.08.2016 – NPO)

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