Raumfahrt

Auch Space X will zum Mars

Elon Musk enthüllt ehrgeizige Pläne für bemannte Marsmissionen

In nur 80 Tagen zum Roten Planeten: Space X hat ehrgeizige Pläne für bemannte Marsmissionen © Space X

Ehrgeizige Visionen: Space X-Gründer Elon Musk hat Pläne für künftige bemannte Marsmissionen und eine Kolonisierung des Roten Planeten enthüllt. Bereits ab 2018 könnten demnach erste unbemannte Testflüge mit der von Space X gebauten Falcon Heavy Trägerrakete und der bereits existierenden „Dragon“-Raumkapsel stattfinden. Innerhalb von zehn Jahren sollen dann Komponenten für bemannte Flüge Tests absolvieren.

Unser Nachbarplanet Mars gilt als das nächste große Ziel für die bemannte Raumfahrt. Sowohl die NASA plant, „irgendwann ab 2030“ Missionen dorthin zu schicken, als auch private Investoren wie Mars One. Bisher allerdings gibt es in Sachen bemannter Raumfahrt erst schleppende Fortschritte. Immerhin werden Material und Ausrüstung bereits in Analogmissionen auf Hawaii und in der Antarktis getestet und die NASA-Trägerrakete Orion ist im Test.

Marsflug zum Preis eines günstigen Einfamilienhauses

Jetzt bringt Elon Musk auch sein Unternehmen Space X mit ins Rennen um die erste bemannte Marsmission. Und wie üblich bei Musk hält er sich nicht mit „Peanuts“ auf. Sein langfristiges Ziel ist es, schnell möglichst viele Menschen zu bezahlbaren Kosten auf den Roten Planeten zu bringen. Seine Vision von einer Kolonisierung des Mars sind Raumschiffe, die mehr als 100 Menschen gleichzeitig transportieren können.

„Mit traditionellen Raumfahrtmethoden läge der Preis bei optimistischer Schätzung bei rund zehn Milliarden US-Dollar pro Person“, rechnet Musk vor. „Doch damit ließe sich keine selbsterhaltende Population auf dem Mars gründen.“ Ziel müsse es daher sein, die Kosten für einen Marsflug auf etwa den Kaufpreis eines Hauses in den USA zu drücken – auf rund 200.000 US-Dollar.

Erreicht werden kann dies nach Ansicht von Musk vor allem durch vier Faktoren: ein wiederverwendbares Raumschiff, ein Auftanken im Orbit, die Produktion von Treibstoff auf dem Mars selbst und die Wahl des geeigneten Treibstoffs. Das „Interplanetary Transport System“ (IST) soll dies umsetzen.

Ablauf der bemannten Space X- Marsmission © Space X

Erst in den Orbit und auftanken

Für den Transport in den Orbit soll eine wiederverwendbare Trägerrakete sorgen. Mit einer Höhe von gut 70 Metern Länge ist sie noch um einiges größer als die Saturn V-Rakete der Apollo-Missionen – der größten und stärksten jemals gebauten Rakete. Angetrieben wird die IST-Trägerrakete von 42 Raptor-Triebwerken. Diese Triebwerke werden zurzeit von Space X entwickelt und absolvierten kürzlich ihren ersten Brenntest.

Space X ist es bereits gelungen, die Basis der Falcon 9-Rakete nach einem Start wieder zu landen. Die Rakete bremst dabei mit ihren Triebwerken ab und landet wie sie gestartet ist: senkrecht. Die IST-Rakete soll die knapp 50 Meter lange Raumkapsel für den Marsflug in den Orbit befördern. Der Clou dabei: Die Kapsel hat beim Start kaum eigenen Treibstoff geladen, um das Gewicht zu reduzieren.

Dann weiter zum Mars

Aufgetankt wird das Marsraumschiff erst im Orbit durch eine spezielle Tankkapsel, die wenig später von einer weiteren ITS-Rakete in den Orbit gebracht wird. Treibstoff für die Raumschiffe ist Methan/Sauerstoff. Der Vorteil: Dieser kann aus Rohstoffen auf dem Mars produziert werden, so dass der Treibstoff für Rückflüge vor Ort erzeugt werden kann.

Erst dann beginnt der Flug zu Mars. Bei günstiger Stellung der Planeten, wie sie rund alle 26 Monate eintreten, soll das Raumschiff den Flug in nur 80 Tagen absolvieren können – bisher benötigen Raumsonden sechs bis neun Monate für den Marsflug. Die Fluggeschwindigkeit soll rund 100.000 Kilometer pro Stunde betragen. Jedes Raumschiff soll genügend Raum für mindestens 100 Personen bieten.

So soll die bemannte Marsmission von Space X ablaufen© Space X

NASA kündigt Beteiligung an

Bei Ankunft am Roten Planeten bremst das Raumschiff durch Feuern seiner Triebwerke noch während es Überschallfluges. Diese sogenannte Supersonic Retropulsion hat Space X bereits bei mehreren Rückflügen der Dragonkapseln von der ISS zur Erde erfolgreich getestet. Die Triebwerke feuerten in rund 70 Kilometern Höhe – dort entspricht die Dichte der Erdatmosphäre etwa der der Gashülle des Mars.

Weitere Tests werden die unbemannten „Red Dragon“-Missionen durchführen, die Space X ab 2018 zum Mars starten will. Diese bestehen aus umgerüsteten Dragon-Kapseln – den Raumschiffen, die künftig Astronauten zur ISS befördern – und der Trägerrakete Falcon 9 Heavy. Diese alle 26 Monate startenden Missionen sollen wichtige Bauteile und Technologien für die späteren ITS-Flüge testen.

Die NASA hat bereits eingewilligt, sich an den Red Dragon- Missionen zu beteiligen. Das belegt, dass zumindest die ersten Schritte von Space X zum Mars mehr sind als nur unrealistische Visionen. Ob dann tatsächlich schon in zehn Jahren die ersten Testflüge des IST-Systems stattfinden, muss sich zeigen.

(Space X, 29.09.2016 – NPO)

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