Groß und besonders hell: Heute Abend lohnt ein Blick zum Himmel. Denn der Mond ist uns momentan so nah wie seit knapp 70 Jahren nicht mehr – „nur“ rund 356.000 Kilometer trennen uns. Der Vollmond erscheint dadurch größer und vor allem heller als normal. Der Schwerkraft-Einfluss des nahen Mondes und die zurzeit recht nahe Sonne verstärken auch die Gezeiten – zumindest um einige Zentimeter.
Die Bahn des Mondes um die Erde ist nicht kreisrund, sondern ähnelt eher einer Ellipse. Dadurch schwankt der Abstand des Erdtrabanten um rund zehn Prozent im Verlauf eines Umlaufs, aber auch in längeren Zyklen. Denn der Schwerkrafteinfluss der Sonne beeinflusst die Position und Bahn des Mondes ebenfalls. Dadurch variieren seine Entfernungen beim Perigäum – dem erdnächsten Bahnpunkt – und beim Apogäum.
So nah wie zuletzt im Januar 1948
Heute, am 14. November 2016, treffen gleich mehrere günstige Umstände zusammen – und erzeugen einen rekordverdächtigen „Supermond“. Denn im Moment liegt die Erdbahn näher an der Sonne als beispielsweise im Frühsommer. Dadurch wirkt sich die Anziehungskraft der Sonne auch auf den Mond stärker aus als sonst.
Weil Sonne und Erde quasi in eine Richtung ziehen, wird der Mond besonders stark zu an uns herangezogen. Die nächste Annäherung erreicht der Mond heute um 14:35 Uhr unserer Zeit. Er ist dann nur noch 356.509 Kilometer vom Zentrum der Erde entfernt. Betrachtet man den Abstand zwischen den Oberflächen beider Himmelskörper, sind es sogar nur 348.401 Kilometer.
So nah war uns der Mond zuletzt im Januar 1948 – vor knapp 70 Jahren. Die nächste fast so nahe Annäherung gibt es erst im November 2034 wieder. Ein günstiges Zusammentreffen von Perigäum und Vollmond – und damit einen „Supermond“ gibt es zwar etwa alle 14 Monate. Aber längst nicht immer ist er dabei so nah wie im Moment.
Größer und bis zu 30 Prozent heller
Am Himmel macht sich die große Nähe des Mondes durchaus bemerkbar. Wenn der Perigäums-Vollmond heute Abend nach Sonnenuntergang aufgeht, erscheint er besonders groß und hell. Bis zu 14 Prozent größer und 30 Prozent heller kann ein Supermond werden. „Ich ermutige alle, rauszugehen und sich das anzuschauen“, sagt Jim Lattis von der University of Wisconsin-Madison.
Allerdings: Weil wir keinen direkten Vergleich für die Mondgröße haben, lässt sich dieser scheinbare Größenunterschied nur schwer erkennen – vor allem wenn der Mond hoch am Himmel steht. „Nur sehr erfahrene Mondbeobachter erkennen das auf Anhieb“, erklärt Alan MacRobert vom Magazin Sky&Telescope. Auffallender könnte heute Abend da schon die größere Helligkeit des Mondes sein – auch sie wird durch die größere Sonnennähe des Erde-Mond-Systems zusätzlich verstärkt.
Beobachtungswerkzeug und Horizont-Effekt
Wer die scheinbaren Mondgrößen systematischer beobachten will, kann sich aber ein simples Messwerkzeug basteln: Einfach ein Stück Pappe oder Papier oben so einschneiden, dass verschieden Breite Lücken entstehen. Dann das Papier auf Armeslänge vor sich halten und gucken, in welche Lücke der Mond passt. Wiederholt man dies in verschiedenen Monaten, dann stellt man fest, dass jeweils andere Lückenbreiten passen.
Übrigens: Richtig riesig erscheint der Mond, wenn er nahe am Horizont steht. Denn dann kommt eine optische Illusion zum Tragen, der „Horizont-Effekt. Weil wir am Horizont zusammen mit dem Mond auch andere Objekte sehen – Häuser oder Bäume, erscheint der Mond im Vergleich zu ihnen dann besonders groß.
Wirkung auf Ebbe und Flut
Der Supermond könnte auch Auswirkungen auf die Gezeiten haben. Immer dann, wenn Mond und Sonne in die gleiche Richtung „ziehen“ – bei Voll- und Neumond – fallen Ebbe und Flut ein wenig stärker aus als sonst – es gibt eine Springtide. Allerdings tritt sie typischerweise mit bis zu drei Tagen Verzögerung ein.
Weil der jetzige Supermond uns näher ist als sonst, wirkt er auch stärker auf die Ozeane der Erde ein. Allerdings werden sich Ebbe und Flut dadurch an den meisten Küsten nur wenig verstärken – nur um rund zwei Prozent. Doch dort, wo ohnehin ein großer Tidenhub herrscht, wie beispielsweise an Teilen der französischen und nordamerikanischen Küste, könnte das Wasser bei Flut immerhin 15 Zentimeter höher auflaufen.
(NASA/ Sky & Telescope, 14.11.2016 – NPO)