Besser verknüpft: Das Gehirn von Ausdauerläufern sieht anders aus als das von Stubenhockern. Denn bei ihnen sind unterschiedliche Hirnregionen viel stärker miteinander vernetzt. Zwar muss noch geklärt werden, ob sich das auch auf ihre kognitiven Fähigkeiten auswirkt. Trotzdem könnte Laufen in jungen Jahren womöglich späteren Alterungsprozessen und neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer vorbeugen, glauben die Wissenschaftler.
Sport und Bewegung sind gesund für den Körper: Schon mäßiges Herumzappeln oder wenige Minuten Umhergehen haben einen lebensverlängernden Effekt. Körperliche Aktivität wirkt zudem Übergewicht und Stoffwechselerkrankungen entgegen – und sogar das Gehirn profitiert von regelmäßiger Bewegung.
„Etliche Studien belegen, dass Sport den Geist fit halten kann. Allerdings beschränken sich diese in der Regel auf ältere Erwachsene. Was körperliche Aktivität im Gehirn von Jüngeren auslöst, wurde bisher kaum untersucht. Doch gerade das ist wichtig – vor allem im Hinblick auf Prävention“, sagt David Raichlen von der University of Arizona in Tucson. „Denn wir wissen, dass sich Aktivitäten in jungen Jahren auf den späteren Alterungsprozess und Erkrankungen wie Alzheimer auswirken können.“
Sportler versus Stubenhocker
Um herauszufinden, wie sich sportliche Betätigung bei jungen Erwachsenen bemerkbar macht, haben der Forscher und seine Kollegen mithilfe der Magnetresonanztomografie das Gehirn von männlichen Ausdauerläufern mit dem von Männern verglichen, die seit mindestens einem Jahr keine Sportart betrieben hatten. Alle Teilnehmer waren zwischen 18 und 25 Jahren alt, hatten einen ähnlichen Body-Mass-Index und waren auf einem vergleichbaren Bildungsniveau.
Die Wissenschaftler maßen dabei, was im Gehirn der Probanden passierte, wenn es sich im Ruhezustand befand – das heißt, wenn die Teilnehmer zwar wach waren, aber mit keiner speziellen kognitiven Aufgabe beschäftigt waren. Vor allem interessierte das Team, wie gut unterschiedliche Hirnbereiche miteinander vernetzt waren.
Besser vernetzt
Das Ergebnis: Tatsächlich zeigte sich zwischen den beiden Gruppen ein Unterschied. Bei den Läufern war die funktionelle Konnektivität deutlich ausgeprägter als bei den Stubenhockern: Etliche Bereiche des Gehirns waren bei ihnen besser mit anderen Regionen vernetzt, mit denen sie für bestimmte Aufgaben zusammenarbeiten müssen – darunter auch der präfrontale Cortex. Dieser ist zum Beispiel für Entscheidungs- und Planungsprozesse wichtig.
Allerdings: Ob die beobachteten Unterschiede in der Konnektivität einen Einfluss auf die kognitiven Fähigkeiten haben, können die Wissenschaftler anhand ihrer Daten nicht sagen. Das müssten nun weitere Untersuchungen zeigen. Trotzdem vermuten sie, dass regelmäßiger Laufsport womöglich ähnliche Effekte haben könnte wie etwa das Spielen eines Musikinstruments. Solche Aktivitäten, die ein hohes Maß an Hand-Augen Koordination erfordern, können nachweislich die Struktur sowie die Funktion des Gehirns verändern.
Laufen als Prävention
Vor allem im Bereich der Prävention könnten die Ergebnisse von Raichlen und seinen Kollegen künftig von Interesse sein. So ist insbesondere bei älteren Menschen mit Alzheimer oder anderen neurodegenerativen Erkrankungen die funktionelle Konnektivität häufig verändert.
„Eine der Schlüsselfragen ist nun, ob das, was wir bei den jungen Läufern gesehen haben, einen Vorteil im späteren Leben bringt“, schließt Raichlens Kollege Gene Alexander. Trifft das zu, könnte sportliche Aktivität und insbesondere Ausdauerlaufen dabei helfen, altersbedingten Erkrankungen vorzubeugen. (Frontiers in Human Neuroscience, 2016; doi: 10.3389/fnhum.2016.00610)
(University of Arizona, 15.12.2016 – DAL)