Medizin

Das sind die gefährlichsten „Superkeime“

WHO veröffentlicht Liste mit den tödlichsten resistenten Bakterien

Der methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) ist einer von vielen gegen Antibiotika resistenten Keimen. © CDC

Gefährliche Bakterien: Angesichts steigender Antibiotika-Resistenzen hat die Weltgesundheitsorganisation erstmals eine Liste mit den weltweit tödlichsten Keimen veröffentlicht. Ein Dutzend Erreger lassen sich demnach kaum noch mit gängigen Medikamenten behandeln – oft sind sie bereits gegen mehrere Wirkstoffe immun. Für die Bekämpfung dieser „Superkeime“ müssten deshalb dringend neue Antibiotika entwickelt werden, so die Experten.

Lange galten Antibiotika als die schärfste Waffe der Medizin gegen bakterielle Erreger. Doch inzwischen ist diese Waffe stumpf geworden. Weltweit entwickeln immer mehr Keime Resistenzen gegen die einst für sie so tödlichen Mittel – auch bei uns in Europa. Viele Bakterien, darunter der Krankenhauskeim MRSA oder die sogenannten ESBL-Bakterien, sind sogar schon gegen mehrere Wirkstoffklassen immun.

Welches sind die Gefährlichsten?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schlägt angesichts dieser Entwicklung Alarm. „Die moderne Medizin ist auf Antibiotika angewiesen“, sagt Evelina Tacconelli von der Europäischen Gesellschaft für klinische Mikrobiologie und Infektionskrankheiten. „Infektionen mit resistenten Keimen können für die Patienten gravierende Folgen haben sind mit einer hohen Sterblichkeitsrate verbunden.“ Es müssten deshalb dringend neue, wirksame Mittel her.

Die Biologin und ihre Kollegen haben im Auftrag der WHO nun erstmals eine Liste mit bakteriellen Erregern erstellt, die mit gängigen Antibiotika immer schlechter behandelt werden können und für deren Bekämpfung neue antimikrobielle Medikamente benötigt werden. Dafür werteten die Wissenschaftler zahlreiche Studien und globale Surveillance-Daten aus.

Auf Grundlage dieser Informationen identifizierten sie zwölf Bakterienstämme, von denen derzeit die größte Gefahr für die Menschheit ausgeht. Die Liste teilt die Erreger je nach der Gefährlichkeit der Keime in drei Kategorien ein: dringende, hohe und mittlere Priorität.

Gefahr durch Enterobacter und Co

Besonders tückisch sind demnach das auch in deutschen Krankenhäusern häufig vorkommende Bakterium Acinetobacter baumannii, Pseudomonas aeruginosa sowie Keime der Gattung Enterobacter. Sie verursachen schwere Infektionen wie Sepsis oder Lungenentzündung und sind vor allem deshalb so gefährlich, weil bei ihnen mit Mehrfachresistenzen zu rechnen sind. Das heißt: Die Bakterien sind bereits gegen mehrere Antibiotika immun.

In die zweite Kategorie ordnen die Forscher unter anderem Staphylococcus aureus ein – ein Bakterium, das in seiner resistenten Form MRSA ein gefürchteter Krankenhauskeim ist. Auch der Magenkeim Helicobacter pylori, das Darmbakterium Enterococcus faecium und Salmonellen gehören Tacconellis Team zufolge zu dieser Gruppe.

Anreize für Forschung schaffen

Die WHO hofft, mit der Veröffentlichung der Liste die Erforschung neuer Arzneimittel verstärkt mobilisieren zu können. Sie ruft Regierungen dazu auf, gezielt Anreize für Wissenschaftler in Universitäten und Pharmafirmen zu schaffen, um neue Antibiotika gegen die resistenten Bakterien zu entwickeln.

Millionen Menschen weltweit seien von Infektionen mit resistenten Keimen betroffen, betont Tacconelli. Neben Transplantations- und Chemotherapiepatienten sowie Kranken, die Katheter haben oder beatmet werden müssen, seien Bewohner von Pflegeheimen besonders gefährdet. Das Problem in diesen Einrichtungen sei unter anderem der unkontrollierte Einsatz von Antibiotika.

(Weltgesundheitsorganisation WHO, 01.03.2017 – DAL)

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