Genetik

Glatze bei kleinen Männern häufiger?

Genstudie findet Verbindungen zwischen Haarausfall und Körpermerkmalen

Genen den erblich bedingten Haarausfall ist bisher kein Kraut gewachsen. © iStock.com

Erhöhtes Risiko: Kleine Männer bekommen möglicherweise häufiger Haarausfall und eine Glatze – darauf deutet zumindest eine genetische Studie hin. Denn einige Genvarianten, die den frühzeitigen Haarausfall fördern, sind mit einer geringeren Körpergröße und heller Haut verknüpft. Auch das Risiko für einige Krankheiten wie dem Prostatakrebs, könnte bei Männern mit frühem Haarausfall leicht erhöht sein, berichten die Forscher im Fachmagazin „Nature Communications“.

Es trifft in Europa rund 80 Prozent der Männer: Ab einem bestimmten Alter lichtet sich ihr Haarschopf und langsam entsteht eine Glatze. Die Haarfollikel produzieren nur noch extrem kleine, dünne Härchen, die meist sofort abbrechen. Als Ursachen für diesen oft vererbten Haarausfall gelten eine Überempfindlichkeit der Follikel gegen Testosteron, aber auch bestimmte Botenstoffe, die das Haarwachstum hemmen.

Spurensuche bei 20.000 Männern

Welche Gene diesen Haarausfall verursachen und warum, ist bisher jedoch nur in Teilen geklärt. Auch die Frage, ob der Haarausfall mit anderen körperlichen Merkmalen verknüpft ist, blieb weitgehend offen. Es gab allerdings Hinweise darauf, dass Männer mit frühzeitigem Haarausfall etwas häufiger Herzerkrankungen und Prostatakrebs bekommen.

Zumindest einige weitere Antworten liefern nun Stefanie Heilmann-Heimbach von der Universität Bonn und ihre Kollegen. Sie haben für die bisher größte Genstudie zu diesem Thema das Erbgut von mehr als 20.000 Männern aus sieben Ländern nach Risikofaktoren für frühzeitigen Haarausfall durchsucht. Etwa die Hälfte ihrer Probanden litt unter Haarausfall, die andere nicht.

63 neue Genvarianten

Das Ergebnis: „Wir konnten 63 Änderungen im menschlichen Genom identifizieren, die das Risiko für frühzeitigen Haarausfall erhöhen“, berichtet Heilmann-Heimbach. Diese Genvarianten bieten nun neue Einblicke in die biologischen Ursachen des Haarausfalls. Demnach sind neben den Zellen des Haarfollikels auch in der Kopfhaut befindliche Immun- und Fettzellen am Haarausfall beteiligt.

Unter den neuentdeckten Genvarianten sind einige, die wahrscheinlich entscheidende Schlüsselfunktionen im Haarwuchs beeinflussen. Veränderungen fanden sich beispielsweise in einem Gen, das die Empfindlichkeit für männliche Geschlechtshormone reguliert und einem weiteren, das an der Umwandlung des normalen pigmentierten Haares in unpigmentierten Flaum beteiligt ist.

Häufiger bei kleinen und hellhäutigen Männern

Doch diese Genvarianten wirken nicht nur auf die Haare: Die genetischen Daten erhärten auch den Verdacht, dass es Verbindungen vom frühzeitigen Haarausfall zu anderen Merkmalen und Krankheiten gibt. So beeinflussen einige Genvarianten nicht nur das Haarwachstum, sondern fördern auch einen früheren Pubertätsbeginn, eine eher kleine Körpergröße und das Risiko für bestimmte Krebserkrankungen, wie dem Prostatakrebs.

„Darüber hinaus haben wir Verbindungen zu heller Hautfarbe und erhöhter Knochendichte gefunden“, berichtet Koautor Markus Nöthen von Universität Bonn. „Diese könnten darauf hindeuten, dass Männer mit Haarausfall Sonnenlicht besser zur Vitamin D-Synthese nutzen können. Sie könnten auch erklären, warum vor allem hellhäutige Männer frühzeitig ihre Haare verlieren.“

Kein Anlass zur Besorgnis

Kleine, hellhäutige und früh in die Pubertät gekommene Männer haben demnach wahrscheinlich ein leicht erhöhtes Risiko, später an frühzeitigem Haarausfall zu leiden. Müssen sie nun befürchten, auch häufiger an Krebs zu erkranken? „Die Risiken für Krankheiten sind nur geringfügig erhöht“, beruhigt Nöthen. Zudem sei erst ansatzweise verstanden, welche molekularen Mechanismen den Zusammenhängen zwischen frühzeitigem Haarausfall und anderen Erkrankungen zu Grunde liegen.

„Es ist jedoch spannend zu sehen, dass der Haarausfall keineswegs ein isoliertes Merkmal ist, sondern vielfältige Beziehungen zu anderen Merkmalen aufweist“, sagt Nöthen. (Nature Communications, 2017; doi: 10.1038/ncomms14694)

(Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, 09.03.2017 – NPO)

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