„Tanzboden“ der Riesenechsen: In West-Australien haben Paläontologen tausende von Dinosaurier-Fußspuren entdeckt – darunter auch Riesenstapfen von 1,70 Metern Größe. Die 140 bis 127 Millionen Jahre alten Abdrücke stammen von mindestens 21 verschiedenen Dinosaurierarten, darunter sowohl Raubsauriern als auch großen Pflanzenfressern. Damit könnte dies die umfangreichste und vielfältigste Ansammlung von Dinosaurier-Spuren weltweit sein.
Neben Skeletten hinterließen die Dinosaurier in vielen Regionen der Erde auch ihre Fußstapfen. Sie blieben konserviert, weil die Riesenechsen über weichen Schlamm liefen, der dann erhärtete und von schützendem Sediment überdeckt wurde. So haben Paläontologen bisher schon Dino-Abdrücke in Arizona und Alaska gefunden, aber auch in Schottland und sogar mitten in Deutschland.
„Eine kreidezeitliche Serengeti“
Die bisher größte Ansammlung solcher Spuren jedoch könnten nun Paläontologen im Westen Australien entdeckt haben. Sie verdankten diesen Fund den in der Kimberley-Region lebenden Aborigines. Denn als diese im Jahr 2008 von Plänen der Regierung erfuhren, ein Gasterminal in Walmadany zu errichten, kontaktierten sie Steve Salisbury von der University of Queensland und wiesen ihn auf Dinosaurierspuren hin.
Salisbury und sein Team fuhren daraufhin in die entlegene Region und begannen, das Gebiet näher zu untersuchen. Und tatsächlich: In einem 25 Kilometer langen Küstenstreifen fanden die Paläontologen tausende von Dinosaurier-Fußspuren, eingebettet in 140 bis 127 Millionen Jahre altes Gestein. „Es gibt in Walmadany tausende solcher Spuren“, berichtet Salisbury. „Das Gebiet ist eine Art kreidezeitliches Äquivalent der Serengeti.“
21 verschiedene Dino-Arten – mindestens
Wie die Paläontologen berichten, stammen die Dinosaurier-Abdrücke von mindestens fünf verschiedenen Arten von Raubsauriern und mindestens sechs verschiedenen Arten von pflanzenfressenden Sauropoden – den großen Langhals-Dinosauriern, zu denen beispielsweise Brachiosaurus oder Brontosaurus gehörten.
Weitere Spuren ordnen die Forscher vier Arten von Ornithopoden zu, der Gruppe zweibeinig laufender Pflanzenfresser, zu der auch die Entenschnabel-Dinosaurier gehörten. Außerdem liefen hier während der frühen Kreidezeit mindestens sechs verschiedenen Arten von gepanzerten Dinosauriern mit mächtigen Knochenschuppen umher.
Erste Stegosaurier-Spur und größter Sauropoden-Stapfen
Unter den Abdrücken sind zwei ganz besondere Funde, wie die Forscher berichten: Zum einen entdeckten sie eindeutige Abdrücke eines von Stegosauriers. „Dies sind die bisher einzigen bestätigten Abdrücke von Stegosauriern in ganz Australien“, berichtet Salisbury. Typisch für diese wehrhaften Pflanzenfresser ist ein Kamm aus hochstehenden Knochenplatten auf Rücken und Schwanz.
Die zweite Besonderheit sind Sauropoden-Abdrücke, die bis zu 1.70 Meter Größe erreichen. „Sie gehören damit zu den größten bekannten Dinosaurier-Spuren weltweit“, so der Paläontologe. Als die bisher größten Sauropoden-Spuren galten 1,50 Meter große Fußabdrücke aus dem späten Jura, die vor einigen Jahren in Frankreich entdeckt worden waren.
„Insgesamt ist dieser Ort von enormer Bedeutung, denn er liefert uns den bisher einzigen Einblick in die Lebenswelt der Dinosaurier im Australien der frühen Kreidezeit.“ (Journal of Vertebrate Paleontology, 2017; doi: 10.1080/02724634.2016.1269539)
(University of Queensland, 28.03.2017 – NPO)