„Klebrig“ wie Styropor-Pellets: Eine ungewöhnlich starke und langanhaltende Aufladung könnte erklären, warum die Dünen auf dem Titan so unbeweglich sind. Denn wie ein Experiment belegt, lädt sich der Kohlenwasserstoff-Sand des Saturnmonds bei Reibung elektrostatisch auf. Dadurch kleben die Körnchen hartnäckig aneinander und an jeder Oberfläche. Nur die stärksten Stürme können diese Gebilde dann noch bewegen, wie die Forscher im Fachmagazin „Nature Geoscience“ berichten.
Der Titan ist in vieler Hinsicht erstaunlich erdähnlich: Er besitzt Seen, Canyons, Gebirge, Vulkane und sogar Dünen. Statt Wasser und Sand prägen allerdings eisige Temperaturen und verschiedene Kohlenwasserstoffe seine Umwelt. Sie sorgen unter anderem dafür, dass die Dünen auf dem Saturnmond in die „falsche“ Richtung zeigen: nicht in Richtung der vorherrschenden Ostwinde, sondern genau entgegengesetzt.
Schon vor einigen Jahren fanden Planetenforscher heraus, dass die seltsame Ausrichtung der Dünen mit ihrer Unbeweglichkeit zusammenhängt: Nur die stärksten Winde sind imstande, die hundert Kilometer langen Dünenreihen zu verformen, weil der „Sand“ zu fest zusammenklebt. Bisher vermutete man, dass die aus Naphtalin und Biphenylen bestehenden Körnchen einfach zusammengefroren sind.
Ladung statt Frost?
Doch es könnte noch eine andere Erklärung für die seltsame Haftkraft der Dünenkörnchen geben, wie Josh Méndez Harper vom Georgia Institute of Technology und seine Kollegen herausgefunden haben. Denn wenn heftige Winde die Körnchen verwehen und diese aneinander reiben, laden sie sich elektrisch auf. Das jedoch macht sie ähnlich „klebrig“ wie die statisch aufgeladenen Styropor-Pellets in vielen Verpackungen.