Verkehrte Welt: Beim Saturnmond Titan strahlt die Nachtseite heller als seine Tagseite. Je weiter die Sonne hinter ihm steht, desto heller erscheint der Himmelskörper – ein im Sonnensystem einzigartiges Verhalten. Die Erklärung für diesen scheinbar paradoxen Effekt liefert die Titan-Atmosphäre: Ihre große Ausdehnung und Schichtung lenkt das Licht quasi von hinten auf die Schattenseite des Mondes um, wie Forscher im Fachmagazin „Nature Astronomy“, berichten.
Der Saturnmond Titan ist nicht nur der der zweitgrößte Mond in unserem Sonnensystem, er ist auch in vieler Hinsicht ungewöhnlich: Er besitzt Seen und Flüsse aus flüssigen Kohlenwasserstoffen, Dünen, die in die falsche Richtung zu zeigen scheinen und einen Ozean unter seiner Kruste.
Anders als alle anderen
Eine weitere, verblüffende Eigenheit des Saturnmonds haben nun Antonio García Muñoz von der TU Berlin und seine Kollegen entdeckt. Als die Forscher Daten der NASA-Raumsonde Cassini auswerten, stießen sie auf ein seltsames Phänomen: Entgegen allen Erwartungen scheint die Nachtseite des Mondes heller als seine Tagseite.
„Dieses Verhalten ist einzigartig im Sonnensystem“, konstatieren die Forscher. „Das gibt es nur beim Titan.“ Denn normalerweise wird die Tagseite eines Himmelskörpers voll von der Sonne angestrahlt und wirft daher auch das meiste Licht in den Weltraum zurück. Der Vollmond beispielweise erscheint deshalb so hell, weil wir direkt auf seine der Sonne zugekehrte Tagseite blicken.