Umwelt

Gülle enthält resistente Keime – auch in Deutschland

Greenpeace-Test weist in zwei Drittel der Gülle-Proben multiresistente Bakterien nach

Mit der Gülle gelangen jede Menge reisitente Keime in die Umwelt - auch hier bei uns © Ingram Publishing/ iStock.com

Gülle als Resistenzschleuder: Auch bei uns in Deutschland gelangen durch Gülle aus der Tierhaltung große Mengen resistente Bakterien in die Umwelt, wie ein Test der Umweltorganisation Greenpeace belegt. Bei 68 Prozent der Gülleproben aus deutschen Schweineställen wiesen die Tester multiresistente Keime nach, in 79 Prozent der Proben fanden sich Antibiotika-Rückstände – und das, obwohl der Antibiotika-Einsatz in der EU-Tierhaltung eigentlich limitiert ist.

Das Problem der zunehmenden Antibiotika-Resistenzen wird immer gravierender. Erst kürzlich wiesen Forscher nach, dass in China bereits ganze Küstengebiete mit resistenten Bakterien verseucht sind, aber auch bei uns in Europa steigt die Zahl der multiresistenten Keime. Die Weltgesundheitsorganisation WHO warnt sogar schon vor einem postantibiotischen Zeitalter und hat kürzlich erst eine „Fahndungsliste“ der gefährlichsten „Superkeime“ veröffentlicht.

Stichproben aus deutschen Schweineställen

Das Problem: Bakterien können sehr leicht Gene untereinander austauschen. Wenn daher harmlose Keime, beispielsweise in der Tierhaltung, Resistenzen entwickeln, können sie diese an Krankheitserreger weitergeben. Besonders groß ist diese Gefahr, wenn die resistenten Bakterien unkontrolliert in die Umwelt gelangen – beispielsweise beim Ausbringen der Gülle.

Wie stark die Tierhaltung in Deutschland zu diesem Problem beiträgt, belegt nun ein Test der Umweltorganisation Greenpeace. Die Tester hatten 19 Gülleproben aus Schweineställen in sieben deutschen Bundesländern entnommen und in zwei unabhängigen Laboren analysieren lassen. Geprüft wurde auf Antibiotika-Rückstände und auf Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA), auf ESBL-Keime und auf multiresistente gramnegative Bakterien (MRGN).

Fündig in gut zwei Drittel der Proben

Das Ergebnis: Auch Deutschland hat ein Resistenzproblem mit seiner Gülle. In 13 der 19 Proben – das entspricht 68 Prozent – fanden die Tester ESBL-Keime und damit Bakterien, die gegen alle Beta-Lactam-Antibiotika resistent sind. In sechs Proben wiesen die Labortests sogar Bakterien mit Resistenzen gegen gleich drei Antibiotikagruppen nach. In einer Probe wurde MRSA nachgewiesen.

ESBL-Bakterien sind auch gegen neuere Antibiotika resistent © CDC/ Melissa Brower

Auch Antibiotika-Rückstände wiesen die Analysen nach: In 15 von 19 Proben wurden die Tester fündig, das entspricht 79 Prozent. In den meisten Fällen handelte es sich dabei um Wirkstoffe aus der Gruppe der Tetrazykline – einem der gängigsten Breitbandantibiotika. Zwar waren die Konzentrationen gering, doch selbst in niedrigen Dosen können die Wirkstoffe die Resistenzbildung bei Bakterien auslösen

Auch ein deutsches Problem

Diese Ergebnisse bestätigen damit frühere Studien, die ebenfalls in zwei Dritteln bis drei Vierteln der deutschen Ställe resistente Keime und Antibiotika-Rückstände gefunden haben. Die aktuelle Stichprobe demonstriert damit, dass auch die deutsche Tierhaltung in großem Maßstab zum Resistenzproblem beiträgt. Und dies, obwohl in der EU eigentlich strengere Regelungen für den Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung gelten als beispielsweise in China.

„Die Agrarindustrie setzt viel zu sorglos Antibiotika in den Ställen ein“, kommentiert Greenpeace-Agrar-Experte Dirk Zimmermann. „Als Konsequenz könnten Kranke künftig wieder häufiger an harmloseren Infektionen wie Harnwegsentzündungen sterben.“ Das Problem der Resistenz-Ausbreitung ist momentan auch Thema auf einem Treffen der Gesundheitsminister der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) in Berlin.

(Greenpeace, 18.05.2017 – NPO)

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