Es klingt paradox: Ausgerechnet die Bewohner der Arktis könnten schon bald unter Trinkwassermangel leiden – wenn der Klimawandel unvermindert anhält. So könnte der Hauptstadt des kanadischen Territoriums Nunavut bereits ab 2024 das Wasser ausgehen, wie Forscher ermittelt haben. Denn durch das schwindende Eis und die weniger werdenden Schneefälle im Winter führen Seen und Flüsse immer weniger Wasser.
Wenn es um Wassermangel durch den Klimawandel geht, standen bisher vor allem die ohnehin schon trockenen Regionen im Fokus. Vermehrte Dürren, Hitzewellen und sich verschiebende Klimazonen betreffen beispielsweise den Mittelmeerraum und könnte Teile des Nahen Ostens sogar nahezu unbewohnbar machen. Doch Wassermangel droht auch dort, wo man ihn nicht unbedingt vermutet: Erst vor kurzem warnten Forscher, dass fast drei Viertel aller Inseln künftig unter Trinkwassermangel leiden könnten.
Iqaluit als Fallbeispiel
Ein weiteres Beispiel liefern nun Michael Bakaic von der York University in Toronto und seine Kollegen. Sie haben untersucht, wie die künftige Wasserversorgung von Iqaluit, der Hauptstadt des kanadischen Territoriums Nunavut, in Zeiten des Klimawandels aussieht. Die Stadt mit knapp 7.000 Einwohnern liegt auf der südlichen Baffin-Insel am Nordpolarmeer.
Obwohl die Stadt in der Arktis liegt und damit theoretisch im Permafrostgebiet, ist der Trinkwassernachschub begrenzt, wie die Forscher berichten. In weiten Teilen der Hohen Arktis fallen im Jahr nur rund 200 Millimeter Regen, die Region gilt daher oft auch als polare Wüste. Die Baffin-Insel mit Iqaluit ist demgegenüber sogar noch halbwegs regenreich, sie bekommt rund 600 Millimeter pro Jahr – bisher.