„Verbotene“ Reaktion: Chemiker haben Edelgase erstmals zu einer bisher als unmöglich geltenden Reaktion gebracht: Spontan und bei Raumtemperatur reagierten Xenon und Krypton mit einem negativ geladenen Anion – einem aus Bor- und Chloratomen bestehenden Molekülkomplex. Das Besondere daran: Bisher galt die Bindung von Edelgasen mit Anionen als unmöglich, weil diese einen Elektronenüberschuss besitzen.
Schon in der Schule lernen wir, dass Edelgase „bindungsscheu“ sind: Xenon, Helium und Co reagieren freiwillig so gut wie gar nicht mit anderen Elementen. Der Grund dafür ist die mit Elektronen vollbesetzte Außenschale ihrer Atome, durch die die Edelgase bereits einen energetisch optimalen Zustand erreicht haben. Für eine Reaktion sind daher besonders Umstände nötig, beispielsweise ein extrem hoher Druck.
Nach geltender Lehrmeinung jedoch reagieren Edelgase auch dann nicht mit jedem: Möglich ist eine solche Bindung nur mit positiv geladenen Partnern. Ihr Elektronenmangel entreißt dann dem Edelgas ein paar Außenelektronen. Doch Verbindungen mit negativen Partnern, die selbst einen Elektronenüberschuss haben, sind nach gängiger Auffassung unmöglich.
„Unmögliche“ Reaktion mit einem Anion
Doch genau diese „unmögliche“ Bindung haben nun Markus Rohdenburg von der Universität Bremen und seine Kollegen beobachtet. In ihrem Experiment reagierten die Edelgase Xenon und Krypton spontan und bei Raumtemperatur mit einem negativ geladenen Molekül, einer Verbindung aus zwölf Bor- und elf Chloratomen (B12Cl11). Doch dieses Anion besitzt einen Elektronenüberschuss – und dürfte daher nicht an die Edelgase binden.