So nah wie nie zuvor: Heute Nacht wird die NASA-Raumsonde Juno erstmals nahe über den Großen Roten Fleck des Jupiter hinwegfliegen. Dies soll dabei helfen, die vielen Rätsel um diesen gigantischen Wirbelsturm zu lösen. Denn obwohl der Sturm seit Jahrhunderten bekannt ist, weiß man über sein Inneres, seinen Motor und seine Details kaum etwas. Die Daten der Sonde könnten nun klären, was ihn antreibt und wie tief ins Planeteninnere seine Wurzeln reichen.
Der Große Rote Fleck ist eine echte Ausnahmeerscheinung: Kein anderer Sturm im Sonnensystem ist so groß und so konstant wie er. Schon vor mehr als 300 Jahren beobachteten Astronomen diesen Wirbelsturm, der zwischen zwei Sturmbändern südlich des Jupiter-Äquators steht. Der leicht elliptische Wirbel ist so groß, dass die Erde dreimal nebeneinander in ihn hineinpassen würde.
Jede Menge offene Fragen
Doch obwohl dieser Megasturm seit Jahrhunderten beobachtet und erforscht wird, ist vieles an ihm noch immer rätselhaft. So haben Planetenforscher zwar schon eine erste Wetterkkarte des Großen Roten Flecks erstellt und in seinem Inneren eine überraschend komplexe Struktur aufgedeckt.
Infrarotaufnahmen enthüllen, dass der Wirbelsturm auch die Gashülle hunderte Kilometer über ihm stark aufheizt. Und auch erste Ideen zum Ursprung der intensiven roten Farbe dieses Sturms gibt es bereits. Aber was den Megasturm antreibt und wie es tief in seinem Innern aussieht, ist nach wie vor unbekannt.
5.000 Kilometer über dem Auge des Sturms
Genau dies soll nun der nahe Überflug durch die Raumsonde Juno aufklären. Die Sonde wird heute Nacht gegen 04:00 Uhr dicht über den Großen Roten Fleck hinweg fliegen. Sie nähert sich dabei der Wolkendecke des Planeten bis auf rund 3.500 Kilometer. Den Sturm wird sie in gut 5.000 Kilometern Höhe überfliegen und dabei mit ihrer Kamera und allen acht wissenschaftlichen Instrumenten in dessen gigantisches Auge spähen.
Dies ist das erste Mal, dass ein menschengemachtes Objekt dem Großen Roten Fleck so nahe kommt, wie die NASA erklärt. „Juno und ihre wolkendurchdringenden Instrumente wird abtauchen und erkunden, wie tief die Wurzeln dieses Sturms reichen“, sagt Missionsleiter Scott Bolton vom Southwest Research Institute. „Dies wird uns helfen zu verstehen, wie dieser gigantische Sturm funktioniert und was ihn so besonders macht.“
Kaltes Auge, Hakenwolken und Riesenwellen
Die Planetenforscher erhoffen sich auch Aufschluss über einige erst vor Kurzem entdeckte Auffälligkeiten rund um den Großen Roten Fleck. So enthüllten Infrarot-Aufnahmen des Subaro Teleskops in Japan: „Der Große Fleck hat ein kaltes und wolkiges Inneres, während sein Rand wärmer und klarer ist“, berichtet Glenn Orton vom Jet Propulsion Laboratory der NASA. „Eine Region nordwestlich des Sturms ist zudem ungewöhnlich turbulent und chaotisch.“
Ebenfalls spannend: „Das Gemini North Teleskop hat eine neue wirbelnde Struktur im Inneren des Großen Roten Flecks entdeckt, außerdem eine seltsam hakenartige Wolke auf seiner Westseite und längere, feinstrukturierte Wellen, die vom östlichen Ende des Sturms nach außen ziehen“, so Orton. Die Forscher hoffen zudem, dass Junos Daten auch klären können, was es mit den atmosphärischen Wellen auf sich hat, die sich südlich des Äquators um den Planeten ziehen.
(NASA/JPL, 10.07.2017 – NPO)