Keine Aussicht auf Besserung: Der Nahe Osten muss auch in Zukunft weiter mit anhaltenden Trockenperioden rechnen. Denn auch von den natürlichen Klimaschwankungen sind in naher Zukunft keine zunehmenden Niederschläge zu erwarten, wie Forscher ermittelt haben. Eher im Gegenteil: Langfristige Klimatrends könnten die vom Klimawandel verstärkte Dürre und Hitze eher noch verstärken.
Der Nahe Osten ist nicht nur politisch ein Pulverfass – auch in puncto Klima hat diese Region nicht gerade das große Los gezogen. Im einst so fruchtbaren Halbmond grassiert seit Jahren die schlimmste Dürreperiode seit gut 900 Jahren. Die Trockenheit gilt als Mitauslöser des Bürgerkriegs in Syrien. Zudem prognostizieren Klimaforscher, dass die Sommer in Teilen des Nahen Ostens lebensfeindlich heiß werden könnten – und dies selbst bei nur gemäßigten Klimawandel.
Weitere Hinweise auf ungünstige Aussichten liefert nun eine Studie von Forschern um Sevag Mehterian von der University of Miami. Sie haben die Klimavariabilität der Region über die letzten gut 120.000 Jahre hinweg rekonstruiert und dabei bestimmte Gesetzmäßigkeiten nachgewiesen. Dies gelang ihnen mithilfe von Stalagmiten aus einer Höhle im Nordwesten des Iran. Die darin konservierten Sauerstoffisotope geben Aufschluss über das Klima der Vergangenheit.
Langfristiger Trend zu mehr Trockenheit
Das Ergebnis: Die Klimarekonstruktion bestätigt, dass das Klima des Nahen und Mittleren Ostens eng mit langfristigen Schwankungen des Klimas über dem Atlantik und mit noch längerfristigen Veränderungen der Sonneneinstrahlung verknüpft ist. Beide Einflussfaktoren jedoch stehen momentan ungünstig für den Nahen Osten – und werden sich so bald nicht ändern, wie die Forscher berichten.
„Die lokalen Regierungen erklären gerne, dass die Region nur eine vorübergehende Trockenperiode erlebt und dass es schon bald wieder mehr Wasser geben wird“, sagt Mehterian. „Doch unsere Studie hat Hinweise auf das Gegenteil gefunden. Sie spricht für einen langfristigen Trend hin zu weniger Niederschlägen.“ Konkret besteht auch in Zukunft wenig Aussicht darauf, dass die Mittelmeerstürme – der Hauptregenbringer der Region – in naher Zukunft wieder häufiger auftreten.
Ungünstige Erdbahnparameter
Einer der Gründe dafür ist sozusagen kosmischer Natur: Die Sonneneinstrahlung auf die Nordhalbkugel der Erde schwankt unter anderem im Verlauf von gut 20.000 Jahren, weil die Erdachse ihre Neigung verändert. Diese Präzession verändert den Winkel der einfallenden Strahlung und damit auch die Strahlenmenge und Wärmeenergie, die auf der Erdoberfläche treffen.
Der Blick in die Klimageschichte ergab, dass es im Nahen und mittleren Osten immer dann trockener wurde, wenn die Sonneneinstrahlung wegen dieser orbitalen Faktoren eher abnahm. Und auch im Moment sind die Bedingungen für diese Region eher ungünstig: „Die Niederschläge steigen erst wieder mit höherem Strahlungseinfall und verstärkter Saisonalität – einer orbitalen Konfiguration, die erst in rund 10.000 Jahren wieder eintreten wird“, konstatieren Mehterian und seine Kollegen.
Kein Ausgleich für Klimawandel in Sicht
Konkret bedeutet dies: Auch wenn der Einfluss solcher langfristigen Zyklen eher gering ist, tragen sie noch zusätzlich zu den kurzfristigeren Trockenzeiten durch die Fernwirkung der Nordatlantik-Oszillation (NAO) und zu den bereits jetzt spürbaren Folgen des Klimawandels bei. Der Nahen Osten kann wohl nicht darauf hoffen, dass natürliche Faktoren die Effekte der menschengemachten Klimaerwärmung in naher Zukunft ausgleichen oder abmildern. (Journal of Quaternary Science, 2017; doi: 10.1016/j.quascirev.2017.03.028)
(University of Miami Rosenstiel School of Marine & Atmospheric Science, 11.07.2017 – NPO)